Haben die knackigen Kerle, liebe Damen, liebe Herren, Sie dazu verführt, diesen Blog zu klicken? Es ist das Foto vom diesjährigen Finale der Wahl zum Mister Germany. Halt, halt, Sie müssen sich gedulden. Denn zunächst geht es hier um Weihnachten.
Weihnachten ist die Zeit, in der Süßer-die-Glocken-Geklingel, Tannenduft und Kerzenglanz den Menschen darauf hinweisen, dass er nicht immer nur an sich selbst denken sollte. Denn der Mensch ist nicht allein auf der Welt, und an Weihnachten will er es auch gar nicht sein. An den Festtagen beschenken wir unsere mehr oder weniger Lieben mit mehr oder weniger nützlichen Dingen. Und manchmal denken wir auch daran, andere, die wir gar nicht kennen, zu bedenken. Weihnachten ist Spendenzeit. In der Redaktion der Stuttgarter Nachrichten kommt da einiges zusammen.
Das ganze Jahre über werden uns unverlangt Bücher und CDs geschickt. Für die Redaktion hat es Tradition, die Rezensionsexemplare nicht daheim verschwinden zu lassen. Sie landen in Kisten. Und die werden stets in der Adventszeit ausgepackt. Alle Mitarbeiter des Pressehauses sind dann zum Bücherkauf in den großen Konferenzraum der Zentralredaktion eingeladen. Abgerechnet wird nach Gewicht. Der Erlös geht an die Aktion Weihnachten der StN, die bedürftigen Menschen hilft.
Zugegeben, das war ein langesVorspiel zum Thema Traummänner. Aber bei diesem Benefiz-Bücherkauf nahm das Unheil nun mal seinen Lauf. Meine Belletristik-Wälzer hatte ich auf die Waage zu einem Gewicht von knapp einem Kilo gestapelt, da eilte eine Kollegin herbei und setzte ein kleines Taschenbüchlein wie eine Dekorationspetersilie obendrauf. Das Cover war gelb – mit einem blauen L. Es war das Langenscheidt-L jenes Verlags, der seit Generationen Grammatik und Wörter reinhämmert. „Zum Traummann in 30 Tagen“ lautete der Titel. „Lies das mal“, sagte die Kollegin, „ wir sprechen uns in 30 Tagen, wenn du dann ein Traummann bist.“
Ist es dafür nicht zu spät? Niemals werde ich so aussehen wie auf dem heutigen Blogfoto die Kandidaten zur Wahl des Mister Germany. Oder kann eine Buchlektüre im fortgeschrittenen Mannesalter vielleicht doch noch zu Traumergebnissen führen? Auf Seite 15 wagt sich Autorin Theresa Selig – sie schreibt sonst für „FAZ“ und „Neon“ – gnadenlos an eine Definition. Ein Traummann, steht da ungelogen, brauche mehr als einen „funktionierenden Penis“. Er brauche auch den „Hundeblick von George Clooney, den Körper eines Chippendales und den Geist von Roger Willemsen“. Denn es gäbe Situationen, da mache der Einsatz eines Geschlechtsteils „wenig bis keinen Sinn“. Wie wenig bis gar nicht dankbar ich der Kollegin für dieses Wissen bin. Wissen! Für die Autorin ein entscheidendes Werbemittel für 1-a-Männer. Auf ein spezielles Wissen komme es beim Flirten an, auf das unnütze. Damit könne man Humor ausspielen, eine wichtige Eigenschaft für den Erfolgsaufreißer. Bei Facebook habe ich sofort auf die Seite „Neon Unnützes Wissen“ geklickt.
„Mediziner haben herausgefunden“, lese ich da, „dass es bei Nasenbluten hilft, Schweinespeckstreifen in die Nase zu stecken.“ Soll ich eine Frau beim Kennenlernen mit Schweinespeck ködern? Wegrennen würde sie, würde ich das zweite Thema dieser Seite zum Besten geben: „Bei Männern werden von Medizinern 37-mal häufiger Objekte aus dem After entfernt als bei Frauen.“ Oder werde ich mit Thema Nummer drei des Unnützen Wissens Erfolg haben? Das lautet: „Viagra hilft auch, schwer lösliche Kalkflecken zu entfernen.“
In 30 Tagen zum Traummann? Das werden 30 harte Tage. Auf Seite 158 wird mir klar, dass das nie was bei mir wird. Auf Seite 158 steht: „Stehen Sie regelmäßig für Sex bereit. Ihre Tage sollten Sie maximal einmal im Monat als Ausrede benutzen.“
Oh nein! Kann sich selbst ein renommierter Verlag wie Langenscheidt an Tagen wie diesen nicht verständlich ausdrücken? Meine Kollegin und ich sind voll drauf reingefallen. Wir dachten, das Büchlein erklärt, wie man in 30 Tagen zum Traummann wird, nicht, wie man einen findet. Wenn das mal kein kleiner Unterschied ist! Der Band richtet sich also an suchende Frauen. Umgehend werde ich ihn der Kollegin zurückgeben. Damit sie weiß, warum jede Hausfrau funktionierendes Viagra braucht. Um in 30 Tagen Kalkflecken zu entfernen. Nicht mal in 30 Tagen versteht man so ein unnützes Buch!