Von klein auf wissen wir von Oma, was ein Spätzle-Brett und was Spätzle-Teig ist.  Schwäbische Separatisten  haben in Berlin vorgemacht,  was eine Spätzle-Attacke auf wehrlose Denkmäler   ist. Aber was ist Spätzle-Sex? Oma sprach nie davon.  Im Duden steht dieses  verkuppelte Wort nicht.

Es war im Friedrichsbau Varieté, in der letzten Show an der alten Stätte, als unser Tisch auf Spätzle-Sex zu sprechen kam. Eine Freundin informierte unsere Runde über einen Artikel, den sie im Online-Medien-Portal „Meedia“ gelesen hatte. Der wirkte immer noch nach.  Es bestand Gesprächsbedarf, bevor Topas  die Bühne der bald zu verlassenden Rotunde betrat.

Unter  der Überschrift „Spätzle-Sex“ hat  „Meedia“ berichtet, dass in Ulm Volontäre der „Südwest-Presse“ ein regionales Erotikmagazin mit dem Titel „Reizvoll“ herausbringen.  „Wenn das in ULM funktioniert“, sagte die Freundin, bevor sie das Wort „ULM“ zweimal wiederholte. Beim Sprechen,  ich weiß,  kann man ein  Wort nicht groß schreiben. Doch bei ihr klang es so. „Wenn das in ULM funktioniert“, fuhr die Freundin fort, die als Pressesprecherin arbeitet, „dann müsste es in Stuttgart noch besser klappen – in Stuttgart wird es   wohl einige Themen mehr für ein Erotikheft geben als in ULM.“

StangeVon der linken Tischseite fragte   Freund 1 indiskret nach:  „Wer von euch hatte schon mal  Spätzle-Sex?“ Er  sah aus,   als  zähle diese  Spielart nicht zu seinem  bevorzugten Repertoire.   „Die Redaktion von ,Meedia’ ist  in Hamburg“, erklärte von rechts   Freund 2,   „dort haben  die noch ihre Spätzle-Schätzle-Schwaben-Fantasien.“ Unter Spätzle-Sex würden sie sparsamen Sex verstehen, weil Schwaben im deutschen Klischeefahrplan als geizig gelten.  Freund  2  wollte beweisen, wie großzügig Schwaben    sind und bestellte für uns   zwei Käseteller mit vier Gabeln.

Die Freundin verteilte bereits die Aufgaben bei der Herstellung eines anspruchsvollen Erotikmagazins für Stuttgart.  Freund 1 wurde zum Vertriebschef ernannt. Mir wies sie die Redaktionsleitung   zu. Wie gut Erotik zu  Niveau  passt,  beweise  Mascha Hülsewig, die in Teilzeit als   Varieté-Sprecherin arbeitet.  Mit einer Freundin hat sie im Westen die Erotique-Boutique „Frau Blum“ eröffnet. Dort gingen  Vibratoren und Gemüse-Dildos  am besten.  Auf unseren   Käsetellern befand sich kein   junges Gemüse. Wir stocherten mit vier Gabeln los. Wir Männer waren uns einig: Die Freundin kann ohne uns planen. Beim Erotikmagazin würden wir nicht mitmachen. Sex, dieses Dauerthema, das im   Internet jederzeit abrufbar ist, reize nicht zum Kauf eines Heftes.

Topas, Friedrichsbau VarieteDie Abschiedsshow „Stars &  Talents“ (Fotos von Max Kovalenko) hatte mittlerweile begonnen, doch unser  Dauerthema wollte unseren  Tisch nicht verlassen. Wir wurden immer alberner. Auf der Bühne balancierte ein junger Artist mit unverschämten, weil unverhüllt präsentierten Sixpacks auf  zwei Stangen. Die Sängerin   bestand vor allem aus nackten langen Beinen. Topas, der sich zu Musik von  Howard Carpendale  in den Schritt fasste,     holte einen Zuschauer zu sich hoch. Auf der Rückseite seines T-Shirts stand – was? „Sex“, las die Freundin vor. Wie lustig  ein Shirt mit Rückennummer  6 sein kann!

In einer Art Riesenvogelkäfig verrenkten sich zwei kaum bekleidete Artistinnen aufeinander zu – beide im Spagat, die eine oben, die andere unten. So ging das immer weiter. Es ging so weit, bis die Freundin uns Männer am Tisch weich geklopft hatte. Freund 1 und Freund 2 lobten plötzlich das neue Verlagsprojekt, als hätten sie’s erfunden. Sie stritten sich, wer wen vom knackigen Varieté-Ensemble für das  Erotikmagazin zuerst interviewen oder hüllenlos  fotografieren dürfte.

 Vergessen Sie, liebe Leserinnen und Leser, Spätzle-Sex! In der Clique im Varieté hat man viel mehr Spaß. Die neue Show – die letzte vor dem Umzug an den Pragsattel – ist eines wirklich: reizvoll!

 Nur Spätzle mit Soß schmecken besser.

Ihnen gefallen bestimmt auch meine

weitere Posts