Schadet die schwäbische Mundart der internationalen Karriere? Ha wa!  Der Präsident der Vereinigten Staaten kann’s doch au!

Ziemlich geladen  schimpft Barack Obama  bei der Eigentümerversammlung des Wohnblocks Wilhelmstraße  48 über die  rostigen Göbbel (hochdeutsch: Fahrräder mit fortgeschrittener Korrosion), die   im Hausgang     stehen. Millionen haben’s bei You Tube angeklickt. Obacha g’nervt ist der Friedensnobelpreisträger über seine Miteigentümer.   Schwabenstar Dodokay hat Obama den  schwäbischen Wutausbruch  auf die Lippen gelegt. Ist also nur ein  toller Spaß mit perfekter Synchronisation. Im wahren Leben hingegen gibt es noch immer   Unverbesserliche,  die meinen, sie müssten sich den  Dialekt abtrainieren, damit sie  nach oben kommen.

So eine ist die ziemlich blonde Constanze von Schickenberg. In der  Bühnenversion der schwäbischen TV-Serie „Laible und Frisch“  von  Sebastian Feld und  Frieder Scheiffele (täglich außer montags bis zum 10. Januar in der Komödie im Marquardt zu sehen) will die  Möchtegern-Diva einer  „Provinzbühne“   einem angeblichen Hollywood-Produzenten gefallen.   Als sie hört, dass der Ami   im Anmarsch ist, stellt sie sofort   die mundartliche   Ausübung ihrer Rolle ein – obwohl   sie für die schwäbische Ausgabe von „König Lear“ engagiert ist.  Mit Dialekt,  meint sie, habe sie keine Chance beim Cowboyhutträger.

Dabei können wir mehr, als man uns zutraut. Wir können sogar Shakespeare auf Schwäbisch! Trotzdem ist vielen   ihr  Dialekt peinlich.    Mit großem medialem Echo bietet daher  die Cannstatter Spracherzieherin Ariane Willikonsky  Hochdeutsch-Kurse für Schwaben an. Noch immer meinen Betroffene, sie würden  schlauer  rüberkommen, wenn sie Schriftdeutsch statt Schwäbisch reden.   

Goht’s no? So ein Quatsch! Es gibt mehr als 2000 Begriffe, die nur in unserer Mundart vorkommen. Man kann sich also damit viel genauer  ausdrücken – und wirkt obendrein viel sympathischer!

Nehmen wir ein praktisches Beispiel: Machet nore! Eine  Vorwarnung ist’s. Das „nore“ wird  gedehnt hingenölt. Noch ist der Schwabe gutmütig.   Aber Achtung, er gewährt nur noch eine  letzte  Chance. Denn gleich  reißt sein  Geduldsfaden.

Machet  nore! Dieser Ausdruck ist  vielen fremd, nicht weil sie schnell schaffen, sondern keine  Schwaben sind. Ist völlig egal.  Nur sollten Schwaben die Ahnungslosen  damit verschonen. Sie können nicht wissen, was sie machen sollen.

In der   Komödie   „Laible und Frisch“, in der  Monika Hirschle    als unglücklich verliebter Schluckspecht  zum Star wird, kann man herzhaft lachen. Nicht über Schwobaseggel, wie man uns früher  dargestellt hat. Da wird ein neues Schwabenbild gezeichnet. Kein  Wunder, dass der SWR das Stück  aufzeichnet und am 28. Dezember um 20.15 Uhr  ausstrahlt.   Am Ende kommt sogar die   Tussi   dahinter, dass es nix  bringt, ihr  Maul zu verrenken. Kann nicht gesund sein, gegen seine  Veranlagung zu goschen. Aber oft hängt’s  davon ab,  mit wem man’s zu tun hat.

Der Schwabe ist extrem wandlungsfähig. Bei  Dienstterminen mag er die Ausdruckskraft seiner  Mundart zurückfahren und den 1999 eingeführten Werbespruch widerlegen: Wir können alles – wenn es sein muss, auch Hochdeutsch!  Doch wenn er sonntags die Verwandten trifft, wird die  Bandbreite des  schwäbischen Wortschatzes  genutzt.  Auch wer  Hochdeutsch redet (oder schreibt), kann trotzdem Schwäbisch denken. 

Der Spruch des Landes ist  nur die halbe Miete.  Man könnte ebenso plakatieren: „Mir kennet älles, ’s vrschdohd ons bloß koiner.“ Schwäbisch  ist immer öfter  – siehe Laible und Frisch  – das   Mittel  zum Erfolg.

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