Am 5. Mai feiern wir den dritten Band in der Reihe „Stuttgarter Charakterköpfe“ mit Schwarz-Weiß-Porträts von Wilhelm Betz und Texten von Uwe Bogen.   Hier das Vorwort des Buches. Die Fotos auf dieser Seite von Klaus Schnaidt und Andreas Engelhard stammen vom Cover-Fest in Feuerbach.

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Im Mai 2019 erscheint der dritte Band der „Stuttgarter Charakterköpfe“. Bei einem Fest in der Eventlocation von Sarah Maier in Feuerbach haben wir das neue Cover vorgestellt (von links): Autor Uwe Bogen, Wirtin Laura Halding-Hoppenheit (das Covergirl des Frauenbandes), TV-Moderatorin Tatjana Geßler, Sängerin Thabilé´ und Fotograf Wilhelm Betz. Foto: Klaus Schnaidt

Im Zeitalter der Selfie-Fotografie verändert sich nicht nur das, was wir sehen, sondern auch das Erleben von Ereignissen. Wenn wir etwa ein Konzert direkt genießen könnten, schalten wir das Smartphone zwischen der dargebotenen Emotion und unserer Wahrnehmung. Weil wir meinen, alles visuell speichern zu müssen, bleiben wir auf Distanz. Die daraus folgende Bilderflut überfordert uns. Allein beim Portal Instagram werden täglich 80 Millionen Fotos geteilt. Im Farbenrausch schießt Austauschbares an uns vorbei.

Die Schwarz-Weiß-Porträts von Wilhelm Betz, der mit 60 Jahren das Fotostudium begonnen hat, sind der Gegenentwurf zum oberflächlichen Konsum. Seine hochgelobte Reihe „Stuttgarter Charakterköpfe“ entschleunigt. Sie lässt tief in Gesichter und Charaktere blicken. In der digitalen Reizüberflutung braucht es einen wie Wilhelm Betz, dessen Werke in den unendlichen Selfie-Welten aufploppen, weil sie etwas ganz besonderes sind.

Seine neue Fotokunstserie trägt den Titel „Junge Wilde“. Überwiegend junge Vorwärtsstürmerinnen und Vorwärtsstürmer hat der Ex-IBMler fotografiert, Jungwinzer wie Christoph Kern und Moritz Haidle, Jungrennfahrer wie Laurents Hörr,  Jungchocolatiers wie Kevin Kugel,  Jungparcourshelden wie Andy Haug, Jungkunststars wie Tim Bengel – der Altersschnitt der 29 porträtierten Frauen und 29 Männer  liegt bei 34 Jahren – , aber es sind auch Ausreißer nach oben dabei wie And.Ypsilon, der Soundtüftler der Fantastischen Vier.

_ndy9904Jung und wild, das wird rasch klar, wenn man den Hip-Hop-Hero trifft, hat nicht immer was mit Alter zu tun. Andy, der fantastische Vierte, glaubt, dass seine Band noch eine ganze Weile weitermacht. Alle sind jetzt über 50. Dass er mit 75 auf der Bühne steht wie Mick Jagger kann er sich nicht vorstellen –  zumindest jetzt noch nicht.

Für Zusammenhalt und ein unzertrennliches Miteinander stehen die Fantas, die nach Jahrzehnten in Originalbesetzung immer noch erfolgreicher werden. „Wir sind zusammen groß, wir sind zusammen eins“, singen die Vier in ihrer großartigen Hymne auf die Freundschaft.  „Komm wir feiern heut Zusammstag, yeah“, heißt es in dem Lied.

So ein „Zusammstag“ ist im Februar 2019 in der  Eventlocation der Designerin und Architektin Sarah Maier (auch sie ist in diesem Band zu sehen) gefeiert worden,  im Hinterhof einer ehemaligen Fabrik in Feuerbach, yeah! Die meisten der Porträtierten waren da, als der Fotograf ihnen  den neuen Look  seiner Kunst vorstellte und der Autor seine Texte.   Im Edeldruckverfahren Cyanotypie werden mit digitalen Bildern Negative erzeugt und sehr aufwendig weiterverarbeitet. Die Begeisterung war groß – auch über die angenehme Atmosphäre dieses Festes  mit Live-Auftritten, Köstlichkeiten und Weinen einiger  Charakterköpfe.

_ndy9944Etliche der Gäste hatten sich zuvor nur aus der Zeitung, aus dem Fernsehen oder aus Facebook gekannt. An diesem Abend aber schien es, als seien sie schon lange Freunde. „Wir sind unzertrennbar, wir, wir sind unverkennbar, wir setzen uns ’n Denkmal.“ So wie im Hit kann Leben sein. Etwas verbindet alle: eine besondere Liebe zu Stuttgart, auch wenn diese Liebe schwierig sein kann, in Schadstoffen, im Verkehr, in den Baustellen und im Streit um Stuttgart 21 manchmal zu ersticken droht.

And.Ypsilon ist der einzige der Fantas, der nicht daran denkt, aus der Heimat fortzuziehen. Gute Gründe hat er dafür. „In Stuttgart kann man immer einen natürlichen Horizont sehen“, sagt er, „flache Städte langweilen mich, man sieht nur Häuser“.

_ndy9962Für seine Perfektion benötigt Wilhelm Betz ein großes Equipment. Am meisten Platz fürs Fotoshooting war, als Tim Bengel, ein Popstar der Kunstszene, dank seiner guten Beziehungen eine leere, unter Denkmalschutz stehende Halle in Esslingen öffnen ließ (siehe das Making-of-Foto). Hier hat die Bahn einst Züge gewartet. Mit der in Südafrika geborenen Sängerin und sozialen Aktivistin Thabilé, der TV-Moderatorin Tatjana Geßler und dem dreifachen Ringerweltmeister Frank Stäbler ist Bengel auf dem Cover zum Quartett vereint.

Im Textteil beschreiben die Jungen Wilden mit provokanten, herzlichen, witzigen und originellen Erkenntnissen  den Charakter Stuttgarts. Sie sagen, was für die Zukunft der Stadt wichtig wäre und wie sie sich selbst sehen. Wie schön! In Stuttgart gibt es viele, die Gas geben und die Stadt mit frischen Ideen voranbringen wollen. Sie sind sich einig: Der Charakter der Stadt darf nicht zerstört werden! Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und Betrachten, beim Entdecken und Staunen!

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