Uwe Bogen

Uwe Bogen

Im September erscheint die zweite Auflage des Romans „Her mit dem schönen Leben!“ von StN-Redakteur und Gesellschaftskolumnist Uwe Bogen. Unter Kollegen sprachen wir mit ihm über Liebesgeschichten, Frauenbücher, Grundgarstigkeit und andere Therapieformen. Von Tom Hörner

Herr Kollege Bogen, wie oft bist du schon gefragt worden: Wo komme ich in deinem Buch vor?

Schon ein paarmal. Entweder kommt die Frage. Oder die Frage, ob ich selbst darin vorkomme. Das Letzte bestreite ich immer.

Wir sind unter uns. Also: Wer kommt darin vor?

So einfach kann man das nicht sagen. Man geht mit offenen Augen durch die Welt und schnappt allerhand auf. Das fließt dann in ein Buch ein. Aber es kommt keine reale Person darin vor. Oder hast du dich erkannt?

Nein, nicht. Das hat mich ja so enttäuscht.

Ich würde dir empfehlen: Such dir einfach eine Figur aus.

Gut, dann bin ich der alte schwule Sänger, dieser Eduard. Hat zu jeder Lebenssituation einen Spruch drauf. Das gefällt mir.

Siehst du, so einfach ist das. Jeder findet seine Figur.

Wenn ein Journalist nebenher ein Buch schreibt, dann fragen sich die lieben Kollegen: Ist der nicht ausgelastet?

Das würde ich so nicht sagen. Das meiste habe ich im vergangenen Jahr geschrieben, als ich wegen einer Knieoperation sechs Wochen nicht in der Redaktion war. Die Idee hatte ich schon vorher, aber fertiggestellt habe ich den Text in dieser Zeit.

Das heißt, das Buch war Teil der Therapie?

Was meinst Du? Therapie für was? Für den Kopf oder fürs Knie?

Ich meine gar nichts. Du sollst hier meinen. „Her mit dem schönen Leben!“ handelt von der Liebe. Ist es ein Frauenbuch?

Liebe ist doch auch was für Männer. Oder nicht? Aber es ist, wie man hört, tatsächlich so, dass vor allem Frauen Bücher lesen. Männer lesen angeblich so gut wie nichts. Deshalb muss man ein Buch so schreiben, dass es auch Frauen interessiert.

Das Buch spielt, außer im Büro, auch auf Galas, im Musical, beim Dinner im Spiegelzelt – also in der Welt des Gesellschaftsreporters Bogen.

Man schreibt eben über die Welt, die man kennt. Das erspart die Recherche. Aber ich hab‘ das Buch nicht als Journalist geschrieben. Insofern spiegelt das Buch auch nicht ein Journalistenleben wider. Die Hauptfigur Felix arbeitet bei einer PR-Agentur. Die Idee war, über Irrtümer im Leben und in der Liebe zu schreiben. Vieles ist oft gar nicht so, wie es scheint. Wenn einem das klar wird, versteht man sich selbst und die anderen ein bisschen besser. Und man lernt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Du bist einer, der nicht zu viel von sich preisgibt. Das heißt, wer etwas über den Bogen erfahren will, der muss das Buch lesen.

Da muss ich dich enttäuschen. Ich habe versucht, es so anzulegen, dass es möglichst weit weg von mir ist. Natürlich gelingt das nicht immer. Der Protagonist bekennt sich zu einer gewissen Grundgarstigkeit. Das gefällt mir auch für mich.

Was hat dich an der Buchform gereizt?

Mich überkommt hin und wieder die Lust, es mit einem Marathon zu versuchen. Als Zeitungsschreiber ist man eher Sprinter. Mit einem Buch ist es wirklich wie mit einem Langstreckenlauf. Hinterher ist man froh, dass es vorbei ist. Man ist aber auch froh, dass man es getan hat. Ein Zeitungsartikel ist schnell wieder vergessen. So ein Buch wirkt dann doch mehr nach. Man wird plötzlich von Kollegen besprochen und darf in der eigenen Zeitung ein Interview geben.

Hast du eine Lieblingsfigur?

Schwer zu sagen. Ich würde eher sagen, dass mir die Handlung im Ganzen am Herzen liegt. Die spielt sich innerhalb weniger Tage ab. Es geht im Wesentlichen darum, dass manches im Leben anders ist, als man denkt. Die Hauptfigur Felix glaubt, dass seine Frau ihn verlassen hat. Dies ist der Grund, weshalb Felix sein bisheriges Leben infrage stellt und alles ins Rollen kommt.

Wie bist du auf den Titel gekommen?

Der steht als Graffito an der Stadtbahnhaltestelle Schreiberstraße. Da bin ich schon oft vorbeigefahren. Wäre gar kein schlechter Titel für ein Buch, dachte ich oft. Weil’s bisher kein anderer gemacht hat, habe ich’s übernommen. Ein schönes Leben will jeder. Aber jeder versteht etwas anderes darunter.

„Her mit dem schönen Leben!“ heißt auch, man muss etwas dafür tun.

Richtig. Und das heißt auch, nicht zu hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen, mit kleinen Dingen zufrieden zu sein. Gesundheit und Zufriedenheit mit sich selbst, sagt man, macht ein schönes Leben aus. Im Buch sagt der Tenor: Man kann das Leben nicht immer verstehen, viel wichtiger ist, es zu genießen.

Wie war bisher der Tenor der Kritiken?

Es hat sich bisher niemand getraut, etwas Negatives zu sagen oder zu schreiben. Ich habe viel Post bekommen.

Bist du jetzt Literat?

So hoch würde ich es nicht hängen. Das Buch ist Unterhaltung. Es soll beim Lesen Spaß machen, so wie es mir auch beim Schreiben Spaß gemacht hat. Außerdem ist jede Form des Schreibens eine gute Schule für Journalisten.

Journalisten sind wenig geübt darin, Dialoge zu schreiben. Die Dialoge im Buch wirken natürlich.

An denen wurde auch gefeilt. Dialoge schreibt man auf, liest sie laut vor, arbeitet daran, bis sie stimmen.

Die erste Auflage war ruck, zuck vergriffen.

Hat mich auch gewundert. Es lief gut, vor allem in der Schweiz, wo auch der Verlag sitzt.

Das ist der Lohn dafür, dass du auf Lokalkolorit verzichtet hast.

Möglich. Mir war es wichtig, eine Geschichte zu schreiben, die unabhängig von Stuttgart funktioniert.

Muss ein Journalist irgendwann ein Buch schreiben, um das Gefühl zu haben, mal was für die Ewigkeit getan zu haben?

Du hast doch auch eins geschrieben.

Ja, aber meines ist über die erste Auflage nicht hinausgekommen. Außerdem gab es darin keine Handlung.

Alles, was ich produziere, sind Gebrauchstexte. Aber natürlich wird an einem Buch anders gearbeitet. Da werden mit der Lektorin Kämpfe ausgetragen, dafür hat man im Zeitungsalltag gar keine Zeit. Meine Lektorin Katarina Graf Mullis hat gute Arbeit geleistet. Sie war mit dem Buch zufrieden, was man selbst ja nicht ist. Bis zuletzt will man alles umschreiben, was aber nicht geht.

Was liest du gerade?

Die gepfefferten Erinnerungen von Vincent Klink. Ich finde es großartig, wenn ein Spitzenkoch auch sehr gut schreiben kann. Der Klink ist ein erstklassiger Erzähler. Aber er hat halt auch was zu erzählen.

In einer Besprechung zu deinem Buch stand sinngemäß der Satz: Der Mann hat den Bogen raus. Das heißt, mit dem Nachnamen bist du auf der sicheren Seite.

Würde ich nicht sagen. Es könnte auch einer auf den Gedanken kommen und schreiben: Der hat den Bogen überspannt.

 

 
 

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