Verdammte Hacke! Alles Murks!  Wer ist denn so scheißblöd?  Momentan hab‘ ich eigentlich wenig Grund zum Frustschieben und Fluchen. 17 Kilometer langer Sandstrand an der Doppel-O-Küste zwischen Noordwijk und Zandvoort, viel Sonne, weit reichende Dünen und ein leicht erreichbarer Beachkiosk mit Kühlschrank, dem wir verdanken, dass wir nicht in Schönheit verdursten. Verdammt  herrlich kann das Leben sein, und trotzdem kommen mir, sobald ich mit meinem Buch auf dem Handtuch vor der Noordzee döse und träume, komische Flüche in den Kopf.   

 An Jonas Jonasson liegt das. Der Schwede lässt die Schöne Frau, wie er eine Rothaarige mit üppigem Busen und zugelaufenem Elefanten nennt, in seinem schrägen Bestseller  „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“  unablässig fluchen (ihre Kraftausdrücke sind stets kursiv gedruckt). Das bleibt nicht ohne Wirkung auf den Leser. Die Schöne Frau hat’s drauf – auch dank ihrer kursiven Sprache.  Was machen Sonne, Strand, die Schöne und die schwedischen Fantasien mit einem? Alles vermischt sich, das Träumen und Staunen, das Lesen und Nichtstun. Wenn du zwischendurch zufrieden eingenickt bist, wachst du erschrocken auf und traust deinen Augen nicht. Ist soeben der hundertjährige Tattergreis aus dem schwedischen Buch bis zum holländischen Strand auf seinem motorisierten Hightech-Rollator vorgerollt? Ich hab‘ genau hingeschaut. Es war eine Frau, bestimmt weit über 90, die auf so einem Rollstuhltöfftöff aus den Dünen düste. Nach einem etwa fünfminütigen Blick aufs Meer drehte sie um und verschwand. 
 
Warum ich das alles erzähle? Im Grunde liegt’s an Manuel, der noch lange keine hundert ist. Der Manuel hat meine Homepage gemacht und kürzlich meinen Blog umgestellt. Künftig, sagte mir Manuel, könnte ich nur mit dem Smartphone von jedem telefonisch erreichbaren Punkt der Erde was auf meine Blogseiten schreiben. Und deshalb muss ich das jetzt im Urlaub auf dem Sofa des Ferienhäuschens testen. Es klappt zum Henker!  Manuel hat übrigens auch das Cover meines neuen Buches gestaltet. Weil allein schon meine Themen nicht zum Bestseller reichen, muss es der Manuel richten. Ein Lektor behauptete kürzlich, man müsse, um einen Bestseller hinzulegen, jung und weiblich sein, und man müsse viel über Sex schreiben. Von wegen! Bei Herrn Jonasson (Jahrgang 1961)  spielt ein uralter Mann diie Hauptrolle, der vor seinem Fest zum 100. Geburtstag aus dem Altenheim flüchtet und verdammt komische Dinge erlebt. Ich bin schon auf Seite 167, und es gab noch nicht eine Sex-Szene. Ist irgendwie beruhigend. Wenigstens mit hundert Jahren könnte man wissen, dass es im Leben noch was anderes gibt als das Eine. Man kann zum Beispiel zu einem Elefanten Sitz sagen. Dann hockt der sich auf den Ganoven drauf, der auf der Elefentanenscheiße  Elefantenscheiße ausgerutscht war und daraufhin so platt wie tot ist. Ja, ja, sehr grausam ist das lange Leben!
 
Vor Überraschungen bist du auch in Noordwijk nicht sicher. Da willlst du einen netten Strandspaziergang unternehmen, bist in Gedanken beim Elefanten der Schönen Frau, und plötzlich steigt vor dir ein nackter Arsch aus den Wellen.  Erst beim Rückweg entdeckst du das blaue Schild, auf dem  „Naaktrecreatie toegestaan“ steht und „Honden aan de Luin“. Hunde an die Leine, Hosen runter, heißt das. Die Holländer haben’s nun mal mit Entertainment. Das deutsche Fernsehen hat Traumhochzeiten, Big Brother und eigentlich alles übernommen. Endlich geht auch was in der Gegenrichtung. Unentwegt läuft hier Xander de Buisonje  mit „Eest moet ik nog de wereld redden, daarna kom ik naar jou, nog hondertachtenveertig mails checken, wie weet wat daar dann nog gebeurt.“
 
Verstanden? Das You-Tube-Video muss man gesehen haben.  Es ist die holländische Version von „Muss noch kurz die Welt retten“ von Tim Bendzko.
 
Und ich mach zum Henker nun endlich Schluss. Muss noch kurz den Hundertjährigen zu Ende lesen. Danach können wir meinetwegen die Wereld redden oder die Welt retten, ihr verdammten Hackfressen.
 
 
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