Junge Themen ins Blatt! Dieser Ruf braust durch die deutsche Presselandschaft, um das Schlimmste zu verhindern. Das sinnliche Erleben von raschelndem Zeitungspapier – ach, wie lieben wir Älteren das noch! – geht jungen Menschen ab. Mit weißen Knöpfen im Ohr machen sie selbst beim Waldspaziergang an ihren Smartphones rum, als ende sofort die Sauerstoffzufuhr, sobald man von Facebook und dergleichen abgeschnitten ist.
 
Aber nein, nicht in die Beschimpfung junger Leute will ich hier hier abrutschen. So bequem muss es sich keiner machen.  Junge Themen? Alte Themen? Was die Jungen und was die Alten umtreibt, ist nur auf den ersten Blick gegensätzlich. In Wahrheit ist’s die jeweils andere Seite derselben Medaille. Die hitzig geführte Rentendebatte beweist es. Wer lebt auf Kosten von wem? Im Streit der Generationen steckt das ganze Leben – viel Stoff fürs große Kino. In dem Film „ Bogenschütz und Chong“ spielt Walter Schultheiß (auf dem Blogfoto mit seiner Frau Trudel Wulle) das Familienoberhaupt. Bei meinem Anruf frage ich ihn erst mal, ob ich gerade störe. „Ich lese Zeitung“, lautet seine Antwort, „die Stuttgarter Nachrichten, wie seit Jahrzehnten jeden Tag.“ Momentan muss er aber auch das Drehbuch von Hannes Stöhr lesen und auswendig lernen. Der 41-jährige Regisseur (sein Erfolgsfilm von 2008 heißt „Berlin Calling“) will einen Generationskonflikt als Tragikomödie ins Kino bringen. Stöhr: „Es wird die Geschichte eines schwäbischen King Lear.“Am 1. Oktober beginnen die Dreharbeiten mit Ulrike Folkerts(„Tatort“) und Christoph Bach(er spielte Rudi Dutschke) in Hechingen. Vom Westrand der Schwäbischen Alb geht es danach direkt nach Schanghai. In China wird weitergedreht.
 
In Stöhrs Kinofilm wird Schultheiß als Seniorchef eines mittelständischen Unternehmens erkennen, dass sein Lebenswerk in Gefahr gerät. Die eigenen Kinder hintergehen ihn, die asiatische Konkurrenz zerstört seine Sehnsüchte nach der heilen Familienwelt. „Walter Schultheiß ist meine Traumbesetzung für den alten Bogenschütz“, hat mir Regisseur Stöhr gesagt, Schon als Kind sei er ein Fan von ihm gewesen, habe die schwäbischen Fernsehserien mit ihm geliebt.  Bei seinem 70. Geburtstag, den Schultheiß in einem Stuttgarter Kino feierte, habe ich ihn kennen gelernt. Heute ist er 88, und ich hoffe, dass er noch so manche tolle Rolle spielen kann. 
 
So schön ist das  Blättern von Buch- und Zeitungsseiten bis zum erfolgreichen Vergreisen. Die Zukunft ist grau. Die Jungen sind die Alten von morgen. Die Gemeinsamkeiten sind so verblüffend wie erschreckend. Wer alt ist, hat den Tod vor sich, wer jung ist, das Leben. Ach, wie schwierig kann doch beides sein!
 
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