Ja, das muss man schon wirklich sagen: Humor hat sie, nicht nur eine Topfigur. Das ZDF hat die Schauspielerin Nina Gnädig, die nach drei Jahren bei der „Soko Stuttgart“ ausgestiegen ist, in dieser Serie gern in knallenge T-Shirts gesteckt. Damit die Zuschauer auf Anhieb das große Herz der Kommissarin Anna Badosi erkennen, ist doch klar. Und diese Schmierfinken in den Zeitungen sagen dann „Miss Titty“ zu ihr. Wie bös!  Mir ist dieser  unqualifizierte Begriff in einem Artikel in den Stuttgarter Nachrichten  durchgerutscht. Puuh,  was  hab’ ich daraufhin  einstecken müssen! Die Agentin der Nina Gnädig beschimpfte mich, für Leserbriefschreiberinnen war ich das Feindbild  wie OB Schuster für Stuttgart 21- Gegner.  Und nun schickt mir die betroffene Schauspielerin eine sehr nette und geistreiche Mail, die sie – mit na was wohl? – unterschrieben hat. Mit „Ihre Miss Titty“. Sehr schön, super, das  hat mir gefallen.

 Und deshalb ist nun Schluss mit Äußerlichkeiten. Kann doch Frau Gnädig nichts dafür, wenn der Kostümbildner seinen Job macht. Wie’s kommt, so muss es eine Schauspielerin nehmen. Sie war auch schon als Knollensellerie auf der Bühne, wie ich erfahren darf.  Die Chance der Verwandlung ist doch gerade so spannend in diesem Beruf. Im Interview erklärt sie mir den Reiz der Soko-Rolle, die sie  zu Beginn der vierten Staffel in der Folge „Blute Diamanten“ an den Nagel hängt: „Ich durfte als Anna Badosi eine Figur spielen, die schnell ist im Kopf wie mit dem Körper, die über jedes Vorurteil hinweg springt und immer auf der anderen Seite landet, auf der der Horizont weitergeht“. Warum Krimis im deutschen Fernsehen so erfolgreich sind? „Vielleicht“, sagt Frau Gnädig, „ist es das gleiche Bedürfnis nach Läuterung und Hoffnung, von dem schon das antike Theater erzählt hat.“

 Was der Wahl-Berlinerin  in Stuttgart am besten gefallen hat? Ihre Antwort: „Ich  finde es gut, die Stadt während des Streits um Stuttgart 21 erleben zu haben. Die republikweit bekannte Metropole der Maultaschen, Kehrwoche und Kässpätzle und damit der Inbegriff von gemütlichem Bürgertum zeigte ein ganz anderes Gesicht, bot seinem Ruf die Stirn und setzte ein neues Zeichen von Mut, von Solidarität und eigenständiger Meinung. Es war interessant zu beobachten, wie gespannt und respektvoll die schwäbischen Ereignisse von der restlichen Bevölkerung beobachtet wurden. Und beglückend zu sehen, wie stolz und stark die Stuttgarter dadurch wurden.“ 

 Ja, wir sind stolz auf unsere Ex-Soko-Kommissarin, auf die beste Knollensellerie aller Zeiten! Alles Gute für neue spannende Rollen, liebe Nina Gnädig.

Und hier geht’s zum Interview in den Stuttgarter Nachrichten.

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