Früher haben die Menschen gejagt, ein Feuerchen gemacht, gegessen und Knochen ausgespuckt. So einfach war das früher, falls wir uns nicht irren. Man weiß es nicht genau. Keiner von uns war in der Steinzeit dabei. Eines aber steht fest: Je weiter die Menschheit in Richtung Zukunft vorankommt, desto komplizierter wird ihr Essverhalten. Undurchschaubar!
Geht mal mit sechs Personen in ein Restaurant. Sie werden den Kellner in den Wahnsinn treiben. „Keine Laktose!“, ruft der Erste in deiner Gruppe aus. Der Zweite fürchtet Fruktose. Der Nächste besteht auf Himalajasalz im Salat, verträgt aber keine Zwiebeln. Ein Weiterer bestellt das Jägerschnitzel mit ohne Paprika. Und mindestens einer verzieht sein Gesicht, wenn er was Leckeres probieren soll. „Mmmh, weiß nicht“, druckst er herum. „Ob das gut ist für meinen Säurehaushalt?“
Heutzutage brauchen wir keine Salmonellen oder Dioxin-Rückstände mehr – selbst bei biologisch einwandfreien Speisen sind wir Gefahren ausgesetzt. Es ist ein globales Problem, das jeden angeht.
Und manch ein Tier, das zum Genießen mit Rotkraut und Knödeln gedacht ist, bleibt über den Tod hinaus renitent.
Es ist keine Zeitungsente, die ich Ihnen heute serviere. Das ist alles wirklich so passiert – beim beliebten Schauspielerpaar Trudel Wulle und Walter Schultheiß. Von der Bäuerin war der Hausherr mit einer achteinhalb Kilo schweren Ente zurückgekehrt, die er tiefgefroren mitbrachte, weil sie nicht sofort verzehrt werden sollte. Der Gatte wollte seine Frau, eine ausgezeichnete Köchin, damit erfreuen. Doch kaum war er daheim angekommen und führte voller Stolz das Federvieh vor, da riss sich die schockgefrorene Ente durch die Plastiktüte und flog als Geschoss auf den Fuß der Hausherrin. Achteinhalb Kilo trafen diese mit voller Wucht – so heftig, dass Trudel Wulle ins Krankenhaus musste.
Nein, diese Geschichte ist überhaupt nicht lustig. Doch getreu dem Sprichwort: Wer den Spott hat, muss daran keinen Schaden nehmen, kann von einem vergnüglichen Happy End berichtet werden. Denn nur mit einer Ausnahme waren alle Beteiligten hochzufrieden. Die Unfallverursacherin wurde ihrer Strafe im Backofen zugeführt, damit die Urschwäbin Trudel Wulle nach ihrer Genesung ihrer Familie und dem behandelnden Arzt als speziellen Gast einen vorzüglichen Entenbraten vorsetzen konnte. Es gab keine weiteren Verletzten mehr. Was sind wir froh!
Dass ein feierliches Essen weit mehr als Fußverletzungen anrichten kann, habe ich dieser Tage im Hotel am Schlossgarten erlebt. Der unfreundlich knurrende Herr, der neben mir saß, hatte sich nach einem Schluck Rotwein erhoben, schwankte einige Meter und fiel tot um. Alarm! Wir saßen beim Krimi-Dinner der führenden deutschen Theatergruppe mit schwarzem Humor. Wenn es um Intrigen, Geldgier und die beiden Möpse einer verruchten Lady geht, kann es schon mal eine Leiche zum Lachs geben. Aus Wuppertal kommt das munter und gekonnt aufspielende Quintett von Galadinner, das in den besten Hotels der Nation gastiert. Einer der Akteure ist Stuttgarter: Tobias Mertz gibt den schönen Peter, den Schwerenöter. So war’s ein Heimspiel. Freunde und Familie waren im Saal – was für eine Mordsgaudi!
Wer den unfreundlichen Lord neben mir vergiftet hat, wird hier aber nicht verraten. Viele hatten ein Motiv. Der Mann nervte. Mir und meiner Nebensitzerin rückte er auf die Pelle.
Gefahren beim Essen – man kann nicht oft genug davor warnen!