Ja, wer isch denn nun dr Vadder? Der Gottfried Häberle hat’s in zehn Folgen nicht geschafft, dies herauszufinden. An Pfingstmontag endet die schwäbische Serie „Die Kirche bleibt im Dorf“ im SWR-Fernsehen mit den Folgen elf und zwölf – wird das Geheimnis gelüftet?
Jonger Vadder, der Erzeuger hat sich scho jetzt per E-Mail bei mir gemeldet. Den Mann kennt man in der Stadt. Vor allem in politischen Kreisen.
Kürzlich führte ich für die Stuttgarter Nachrichten ein Interview mit Elena Jesse (Foto oben), die in der skurillen Serie die ständig kiffende Enkelin Klara Häberle ganz wunderbar frech und frisch spielt. Kurz danach kam die elektronische Post eines Mannes, der stolz sein kann.
„Henn Sie gwiesst“, stand da drin, “ dass i dr richtige Vadder von dr Klara ben – ond net dr Gottfried Häberle. Des stemmt werglich.“
Absender der Mail: Rolf Gaßmann (Foto rechts), der Vorsitzende des Stuttgarter Mietervereins und frühere Landtagsabgeordnete der SPD. Nee, des hab i net gwiesst, dass die Darstellerin der Kiffer-Klara seine 20-jährige Tochter Elena Jesse ist. Ich hab nur gewusst, dass sie in Passau studiert und Journalistin, nicht Schauspielerin werden will. Das hat sie mir nämlich gesagt. Der Vater war kein Thema. Aber jetzt ist es raus.
Was sagt Papa Gaßmann dazu, dass die Tochter in der Serie ständig so ein Kraut raucht? Seine Antwort: „Nachdem in der Filmwelt der im Dorf bleibenden Kirche auch die Großmutter und sogar der Pfarrer kiffen, ist Klara doch in bester Gesellschaft. Im realen Leben greift Elena Gott sei Dank eher zu süßen Drogen und plündert regelmäßig meine Schoko-Vorräte. Das ist mir auch so lieber.“
Hat der Mietervereins-Chef etwa noch eine Tochter, die Schauspielerin ist? Jasmin Gaßmann hat jahrelang unter dem Künstlernamen Jasmin Lord in der Serie „Verbotene Liebe“ gewirkt? Aber das, erfahre ich nun, ist die Tochter seines Bruders Gerald Gaßmann, seines Zeichens Anwalt und Honorarkonsul von Kolumbien.
Rolf Gaßmann findet die Schwaben-Serie „witzig, modern und auch spanned“. Er habe Elena deshalb extra nicht nach der Auflösung der letzten Folge befragt (in der Serie geht es natürlich um einen anderen Vadder). Zu den Fans des Quotenerfolgs (zweistellige Marktanteile sind beim SWR äußerst rar) zählt FREE SCHWABYLON. Das sind die anonymen Kämpfer von Berlin, die für ein freies Schwabylon in der Hauptstadt Spätzle werfen und es bis in die „New York Times“ geschafft haben.
FREE SCHWABYLON schickte mir folgende Mail: „Die Quoten von ,Die Kirche bleibt im Dorf‘ sind sehr erfreulich. Allerdings beschränkt sich dieser Erfolg auf den SWR. Wir setzen uns für eine Schwabenquote im deutschen Fernsehen ein. Schwaben bezahlen einen erheblichen Anteil der Rundfunkgebühren in Deutschland. Trotzdem sind schwäbische Stoffe in TV-Produktionen völlig unterrepräsentiert. Zahlreiche Schwaben sitzen an den Schaltstellen der deutschen Medienhauptstädte Berlin, Hamburg, München und Köln. Doch in Deutschlands Fernsehkanälen sucht man das Schwäbische meist vergebens. Gegen das mediale Totschweigen der Schwaben! Für eine Schwabenquote im deutschen Fernsehen!“
Der SWR-Empfang sei in Berlin sehr schlecht. FREE SCHWABYLON bereitet deshalb „derzeit selbst Qualitätsformate vor, die das Schicksal der Schwaben in Berlin mit der Souveränität amerikanischer Serien erzählen“. Gute Idee, liebe schwäbischen Freiheitskämpfer in Berlin. Wir freuen uns schon auf die Serie „Prenzlau bleibt in Berg“. Denn auch in der Hauptstadt hat jede Tasche ein Maul und jeder Schwabe ein Geheimnis.