Paula und Lotte sind kleine Stars in der Stadt. Ihr Foto mit den Rettungsschirmen ( „Rettet das Tierheim Stuttgart – Helft unseren Fell- und Federfreunden“) hat sich im Internet rasant verbreitet, bei Facebook wurde es hundertfach geteilt. Was für eine Ehre für mich, dass ich Post von Paula und Lotte unter dem Betreff „Anfrage an Bogen bloggt“ bekommen habe. Hier nun ihr Gastbeitrag:
„Lieber Herr Bogen,
heute brauchen wir mal ihren journalistischen Rat! Von Mensch zu Hund quasi!
Wir, Paula, die blonde kühle und ich, Lotte die kleine schwarze fragen uns gerade sehr ernsthaft: Ist Stuttgart „oben bleiben“ – „offen bleiben“ oder gar „am Leben bleiben“?
Der Bahnhof, der Fernsehturm und jetzt auch unser Tierheim… alles für die Katz?
Wir sind die zwei Rettungsringspendenhunde, die mit fleißigen Pfoten für das Überleben des Tierheims kämpfen.
Natürlich lesen wir auch Zeitung – der Hund von heute bildet sich weiter. Die Wogen der Unterstützung ist groß – aber was man teilweise in den Kommentaren unter den Berichten lesen muss, ist teilweise für den Kotbeutel! Paula – die die Empörung zu 100% erfunden hat (die wäre auch bei der 5 Uhr Würstchenwasserteetime bei der Queen not amused) hat eine Stirn die dem gerafften Theatervorhang des Staatstheaters in Stuttgart ähnelt und selbst mir – die ich immer meine sonnige Tibetterrierrauhaardackel gute Laune vor mir her trage – verschlägt es das Gemüt!
Da stehen Sachen wie: „die Tierheimangestellten sollen gefälligst umsonst arbeiten“ -ähm die machen vier Jahre Ausbildung und fallen nicht mit dem güldenen Löffel im Mund ins Bett, sondern schaffen nebenher beim Bäcker oder sonst wo um über die Runden zu kommen, oder man solle nach 6 – 8 Wochen die Tiere euthanasieren, in anderen Ländern funktioniere das auch prima – Ethik 6 setzen! Einer schreibt gar, der Vorstand des Tierheims sollte auf sein reichliches Gehalt verzichten… *am Kopf kratz* das ist ein Ehrenamt. Naja wenn wir mit unserem Rechenschieber und spitzer Pfote kalkulieren, haben wir immense Energiekosten, Tierarztkosten, unzählig viele hungrige Mäuler zu stopfen und auch ansonsten recht weltlich nachvollziehbare Ausgaben.
Jetzt fragen wir uns natürlich schon, ob ein paar Menschen echt so herzlos sind – oder ob das einfach nur ein dummes Stammtischgeschwätz ist???
Nun bräuchten wir mal einen Rat von Ihnen: gibt es die Möglichkeit als Hund schnellst möglich eine journalistische Ausbildung zu machen, zur Zeitung zu gehen, um dann hundsehrlich Bericht zu erstatten? Über eine Antwort würden wir uns sehr freuen!
Mit feuchtnasigen Grüßen
Fräulein Paula und Fräulein Lotte .“
Und hier nun meine Antwort:
Liebes Fräulein Paula, liebes Fräulein Lotte,
von Mensch zu Hund kann ich Euch (ist das eigentlich unhöflich, dass alle Tiere von uns Menschen geduzt werden?) nur sagen: Ist eine ausgezeichnete Idee, wenn Ihr Journalistinnen werden wollt! Denn Eure „Schreibe“, wie wir Zweibeiner in den Redaktionskonferenzen sagen, ist ganz vorzüglich. Ziemlich bissig, das ist gut. Ich glaube, dass ihr Super-Spürnasen seid. Journalisten müssen ja immer wieder Ungerechtigkeiten aufspüren. Wo was zum Himmel stinkt – ihr werdet es zuerst rausbekommen und den Skandal aufdecken.
Was die Kommentare der Leser angeht, kann ich nur sagen: Nicht alle denken so wie die, die ihr zitiert und die euch so wütend machen! Ganz im Gegenteil. Wir stellen in der Redaktion ein wahnsinniges Interesse am Schicksal der Tiere des Tierheims fest. Da kommen so viele Leserbriefe wie sonst nur bei Stuttgart 21. Die überwiegende Mehrheit der Schreiber sind auf Eurer Seite, die sind wütend, dass die Stadt nur so wenig für Euch bezahlt.
„Ein Hund hat die Seele eines Philosophen“, hat Plato im Jahr 347 v. Chr. gesagt. Man könnte glatt philosophisch werden: Wer kein Herz für Tiere hat, hat das menschliche Leben nicht verstanden. Keiner kann sich über den anderen stellen. Arroganz ist der größte Feind eines erquicklichen Miteinanders. Mögt ihr eigentlich Katzen? Hier seht ihr die Herzallerliebsten von Manuel Kloker, der gerade unser neues Buch gestaltet.
Liebes Fräulein Paula, liebes Fräulein Lotte, Ihr wollt also mal den journalistischen Job machen? Nur zu! Ich bin bereit, für einige Tage mit Euch zu tauschen. Um ehrlich zu sein, bin ich schon gelegentlich neidisch, dass Ihr Hunde nicht für Stunden ins Büro hocken müsst. Ihr würde auch gern mal rumtoben, die Natur genießen und so weiter. Manchmal ist es besser, um den Block zu gehen, als einen Blog zu schreiben. Also, machen wir den Tausch! Aber denkt daran: Ich habe immer Hunger und will versorgt werden! Und zwischendurch brauch ich auch mal ein Leckerli.
Herzliche Grüße Euer Blogger Bogen