Menschen, die nicht Golf spielen, haben eine beschränkte Fantasie, was diese Sportart angeht. Wer wüsste das besser als Gaby Hauptmann? Die Bestsellerautorin („Suche impotenten Mann fürs Leben“) hat sich in einem ganzen Roman mit Golf und Sex befasst, also mit einem Spruch, der sinngemäß so lautet: Spielen Sie schon – oder haben Sie noch?
Der Protagonist ihres Buches „Ran an den Mann“ behauptet, er könne, obwohl noch sexuell aktiv, super putten. Dass da ein Zusammenhang besteht, habe ich allein unter Promis auf der idyllischen Anlage des Golfclubs Schönbuch erfahren. Dort spielten die Bogeys, frühere Spitzensportler des Fußballs, beim zehnten Charity-Turnier für kranke Kinder. Einer der 102 Teilnehmer vertrat die Ansicht, dass Golf und Sex eine Gemeinsamkeit haben: Beides mache Spaß, auch wenn man nicht gut darin sei.
Gaby Hauptmann (hier ein Foto von Leif Piechowski) dürfte was davon verstehen. In ihren Romanen geht es oft um Sex, und seit vier Jahren spielt sie auch Golf. Bei dem Turnier im Schönbuch wird rasch klar, was ihre Stärken sind. „Beim Abschlag läuft es gut“, sagt die Autorin vom Bodensee „nur beim Putten nicht so.“ Dabei hat Lady Golf „Zielwasser“ eingesteckt. Zum Beweis zieht sie bei Loch neun ein Fläschchen Schampus aus der Tasche – noch ungeköpft.
Für unser Treffen auf dem Golfplatz habe ich mich natürlich vorbereitet. Nein, ich fing nicht mit dem Golfen an, sondern steckte meine Nase in eines ihrer Bücher. Da ich keines von ihr in meinem Bücherschrank entdecken konnte, lieh ich mir bei meiner Nachbarin die Hauptmann-Urlaubslektüre „Rückflug zu verschenken“ aus. Liest sich so leicht wie rieselnder Sand.
Oft sind erste Sätze entscheidend. Dieses Buch fängt so an: „Sie nahm den Geruch wahr, noch bevor sie sich darüber klar wurde, dass etwas nicht stimmte.“ Was nehme ich wahr bei unserer Begegnung? Es duftet nach schwäbischem Stolz. Wir treffen uns in ihrer Golfpause zu Maultaschen geschmälzt von Promi-Wirt Jörg Mink und haben viel Spaß. Die Frau ist lustig. Die Erfolgsschreiberin von Frauenbüchern zieht die Männer des gesamten Tisches mit ihren Sprüchen in den Bann – schneller wohl als mit ihren Büchern. Männer sind in ihrer Leserschaft in der Minderheit. Noch! Ihre männliche Leserzahl, sagt sie, wachse. Aber klar, das leuchtet ein. Männer müssen wissen, was Frauen beschäftigt. Um was es in „Rückflug zu verschenken“ geht, lässt sich so zusammenfassen: Sexuell frustrierte, von ihren Männern betrogene Frauen sind auf der Suche nach Herzklopfen. Weiter bin ich noch nicht gekommen. Ich schätze mal, dass am Ende die betrogene Frau einen jungen, knackigen Lover hat und ihr Ex der Doofe ist.
Wenn der Ex dann gar nix mehr hat, nicht mal mehr eine Gespielin, kann er ja Golf spielen. Ihren Golfroman schrieb Gaby Hauptmann übrigens, als sie die Sportart noch gar nicht ausübte. „Ich dachte, das ist ein elitärer Zirkel mit arroganten Deppen“, sagt sie. Heute schätzt sie die familiäre Atmosphäre auf Golfplätzen wie beim Bogeys-Turnier mit dem Fußballweltmeister von 1990, Kalle Riedle, Sportreporter Tom Bartels, Fecht-Olympiasieger Alexander Pusch, Entertainer Roland Baisch, den früheren VfB-Stars Karl Allgöwer, Krassimir Balakov, Buffy Ettmayer.
Die Maultaschen sind gegessen. Wir haben viel gelacht. Jetzt wird wieder gelocht. Die golfende Autorin muss los. Ist nicht immer leicht für einen Mann, an ihrer Seite zu sein. Einmal sei sie mit einem Golftrainer im Golfcar gefahren, als eine Gruppe von Frauen sie bremste. „Ist das nicht Gaby Hauptmann?“, habe eine gefragt und den anderen erklärt: „Das ist die mit dem impotenten Mann.“ Der Golftrainer fand’s nicht lustig. Und ich fahr schnell in die Redaktion, bevor mich jemand mit Gaby Hauptmann fotografiert