Wer macht’s sich selbst so oft? Heidi Klum, hab’ ich gelesen, lädt im Schnitt fünf Selfies täglich hoch. Selbst Justin Bieber kommt bei Twitter, Instagram oder Facebook auf keinen so heftigen Schnitt. Auf seinen Selfies fehlt die gerunzelte Stirn angeblich nie. Stets überrascht schaut er auf den Resultaten seiner Selbstschüsse, als habe er sich selbst überlistet. Lady Gaga tut’s, Lena auch – selbst vom neuen Papst gibt’s ein Selfie.
Seit wenigen Wochen steht das Selfie sogar im Oxford Dictionary:
selfie, n. (informal): a photograph that one has taken of oneself, typically one taken with a smartphone or webcam and uploaded to a social media website.
Es sind nicht nur selbstverliebte Promis, die Selfies, die schnellen Selbstporträts, zur Imagepflege einsetzen. Wissenschaftler erörtern, was dieses Selbstgeknipse auf Armlänge über uns aussagt. Bis wohin ist’s lustig, wann beginnt Narzissmus? Ich knipse, also bin ich. Ich poste, also spinn ich.
Fast drei Wochen war Sommerpause in diesem Blog. Der Schreiber schaute aufs Meer, las die „Zeit“ und vieles mehr. Ich weiß nicht mehr genau, wo es stand. Aber kaum hatte ich ein Zitat des Denkers Ludwig Börne gelesen, kramte ich mein iPhone raus. „Man muss niemand fürchten als sich selbst“, hat Börne schon vor Ewigkeiten selbst erkannt. Der Dichter hat Recht, wie die Selfies im ersten Blog-Eintrag nach dem Urlaub beweisen.
Denn niemand kann sich selbst entgehen.
Weil das Meer kein Selfie von sich machen kann, hab ich’s übernommen. Das Foto von den Wellen und vom Sand ist das Schönste im heutigen Blog-Eintrag. Die Sehnsucht überdauert jeden Urlaub.