Immer drauf auf die Schwaben! Kennt man aus Berlin. Jetzt haben auch die Düsseldorfer ihren Spaß daran. Grund sind die coolen Designerbuden eines Weihnachtsmarktes, den die Stuttgarter Agentur  Liganova  in Düsseldorf an der Kö vor dem neuen Kaufhaus Breuninger  bauen  ließ. „Zu kalt“,  „ein Sagrotan-Dorf“ –  die  dortigen Medien  ziehen über den schlecht besuchten „Schwabenmarkt“ her.  Im  eigentlich viel schickeren  Düsseldorf scheint es  eine neue Hassfigur zu geben: den Schwaben, der was ganz Modernes hinstellen wollte, dabei aber übersah, dass ein Weihnachtsmarkt heimelig und nicht steril sein sollte.

In der Branche hat Liganova einen Top-Ruf. Zu den Kunden zählen  Boss und viele andere big player. Die Schwaben sind ganz weit vorn, wenn es um originelle Lifesstyle-Events und Shopkonzepte geht. Umso bemerkenswerter  ist, dass es  für  die Avantgardisten aus dem Häuslebauerland ausgerechnet im noblen Düsseldorf wegen keineswegs spießiger Weihnachtshäuser die Schwaben-Klatsche gibt. Für die heimischen Zeitungen ist’s ein „Riesenflop“.  Aber auch als Schwabe findet man es peinlich, was die Landsleute dort hingestellt haben.  

Wie zu hören ist, hat  Liganova an der Kö für drei Jahre die Rechte von Düsseldorf-Marketing erhalten.Die Betreiber müssen bis zu 25.000 Euro für vier Wochen zahlen, inklusiver aller Leistungen. Es kommen viel zu wenige Besucher in die Budenstadt, die wirkt wie eine Installation aus dem Designmuseum.

 
Aber warum soll’s nicht ein bisschen Streit geben. Langeweile ist schwerer zu ertragen als Streit. Es darf ruhig mal knallen, damit das  Publikum Spaß hat.  Der lustige, auch als Magier  Topas  bekannte Thomas Fröschle,  der  oft geküsst wurde, sich aber nie  erkennbar in einen Prinzen verwandelt hat, macht mit Andi Kraus eine Bühnenshow daraus. Meist reist   Herr Kraus  als ein Drittel eines lustigen, auch als  Eure Mütter bekannten Trios durch die Lande –  nun bereitet er „Top oder Flop“ vor, „die Comedy-Spielshow der spektakulären Standpunkte“, die am  15. Januar in der Rosenau   Premiere feiert. Zwei Teams aus Komikern, die um den Sieg beim    Publikum kämpfen, wissen vorher nicht, welche Meinung sie vertreten –  dies  wird spontan festgelegt. Über Themen sollen sie streiten, die  gar nicht so wichtig sind, die aber, je heftiger man sich in die Sache  hineinsteigert, große Leidenschaft,  Krawall und  Disharmonie erzeugen.

Schon bei  allen großen Fragen ist man sich in der Antwort selten einig.  Was der Sinn des Lebens ist? Die Gelehrten zelebrieren  gegensätzliche  Thesen.  Aber Vorsicht! Das Nachdenken über  unser  Dasein kann zur Verzweiflung führen. Liegt der Grund dafür in der menschlichen Begrenztheit? Manche von uns fühlen sich wie Sisyphos, der  von den Göttern dazu verdammt  war, einen Felsblock den Berg hinaufzurollen. Sobald Sisyphos den Gipfel erreichte, rollte der Felsblock wieder runter.  So ging das immer und immer  weiter.Noch heute kommen sich viele von uns  so vor.  Der Sisyphos-Mythos reizt zum Philosophieren, zum Wolken-Verschieben.  Die Komiker von „Top oder Flop“ machen es sich  noch  schwerer. Sie wählen Themen aus, die weitaus tiefer hängen. Themen wie: Was ist das blödeste Lied aller Zeiten?  Welche Hautkrankheit ist die schönste?

 „Die Idee kam Thomas und mir, als wir darüber sprachen,  warum die  Panel-Formate der BBC  großartig sind, die in Deutschland  eher  mau“, sagt Andi Kraus.   Bei  den beiden   gibt’s  keine vorweg aufgeschriebenen  Witzantworten.   Wagen sie sich an Fragen heran, die Deutschland umtreibt? Bei  Google lautete  2013  die meistgestellte Frage: Wie binde ich eine Krawatte?“

 

Thomas Fröschle mit Roxanne und Mops Eddie

Thomas Fröschle mit Roxanne und Mops Eddie

Top oder  Flop? Nicht zu den Flops zählt der Mops. Einst galt der  Faltenhund als verhätschelter  Begleiter älterer Damen.  Doch nun  – Mops, Mops, Hurra! – ist er dank des seltsamen Auftauchens und Verschwindens auf dem Loriot-Denkmal ein Star der Stadt. Keiner weiß, wo er ist – der Eddie von Topas  kann es  nicht sein. Denn Mops Eddie, der als  Bühnenhund im Duft von Leberwurst zaubert,  ist nicht goldfarben besprüht.

Am Ende eines Jahres wird abgerechnet: Was war toll? Was ging daneben?  Musicalstar Andreas Lichtenberger, der Affenchef bei „Tarzan“,   nennt seine Tops: „Wiederöffnung des Schauspielhauses nach langer  Odyssee, Tarzan und die (m)eatry.“ Sein Flop: „Dass  die neue Landesregierung gezwungen ist,  das ungeliebte S 21 selbst durchzuziehen.“   Model Stanley Grimmer sieht’s so:  „Top ist, dass  der Bau für S 21  nicht mehr  rauszögert wird, obwohl es eine klare Volksabstimmung  gab.“ Sein Flop: „Dass ich bei den  ,Topfgeldjägern’ im ZDF  (am 23.Dezember zu sehen)   nur in Runde zwei kam.“

Für den „Zeit“-Kolumnisten Harald Martenstein ist Andrea Nahles sowohl Top als auch Flop.   Top, weil sie im Bundestag das Pippi-Langstrumpf-Lied sang und damit ausdrückte, „dass die Merkel-Regierung weltfremd ist“. Flop, weil mit ihr zum ersten Mal in der  Geschichte der Bundesrepublik eine Person Arbeitsministerin wird,  „die nie  einer bezahlten Arbeit in der Wirtschaft nachging“. 

Für  Travestie-Lady Frl. Wommy Wonder sind die Flops Boris Becker („vom gefeierten Star zum peinlichen Buchautor und Medienclown“) und  die Große Koalition („Versprechen brechen in Rekordzeit, bald schon olympisch“).  Top findet sie   Papst Franziskus („ich hoffe, er überlebt sein Reformationskonzept“) und die Rettung des Friedrichsbau-Varietés („Kultursanierung richtig gemacht“). Ist doch top, wenn es nach langem Streit  ein Happy-end gibt. Das ist dann  ein bisschen wie Weihnachten. Aber bitte ein Weihnachten mit Gefühl, ohne Sagrotan.

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