Viel zu viele  würden sich lieber von Frau, Mann,   Yacht oder Pferd trennen als von Facebook.    Das   Online-Netzwerk, das unser Leben schneller  verändert hat als Luthers Thesenanschlag, will   in seiner Heimat  USA eine   neue Funktion testen, erfuhren wir vor wenigen Tagen – eine Funktion,  mit der sich Fotos und Beiträge des Ex-Partners herausfiltern lassen und mit der man damit die Folgen einer Trennung abmildern kann.

Dies wird, lieber Mark Zuckerberg, hoffentlich nur der erste Schritt sein!

Ist doch klar, was als nächste Funktion kommt: die Funktion „Navi fürs Herz“.

Weil Facebook alles über uns weiß, wie wir ticken, was wir  hören,  wofür wir schwärmen, kann  es für das Netzwerk nicht schwer sein, uns, sobald wir eine Trennung melden, ruck, zuck  einen neuen Partner vorzuschlagen, der optimal zu uns passt. Etwa so: „Vergiss Iris!  Nimm Meike, die hat sich   vor 25 Minuten von  Matthias getrennt  –  du wirst sie liken!“

Einstein„Beziehungsstatus: kompliziert“ – dass diese Angabe bei  Facebook so häufig gewählt wird, liegt nicht nur daran, dass    User nicht wissen,   wie man Privatsphären-Einstellungen intelligent nutzt. Wer bei Facebook aktiv ist, will sich mitteilen und auch das Komplizierte nicht aussparen. Dabei weiß  jeder auch so, dass Beziehungen zuweilen anstrengend sind. Einer meiner  Facebook-Freunde  gibt  mit seinem Single-Dasein origineller an. „Beziehungsstatus: Ich lieg diagonal im Bett“, ist bei ihm zu lesen. Wird er von  Amor gemobbt?  Seine  Facebook-Freunde  werden es erfahren. „Auf jeden Topf passt ein Deckel“, habe ich außerdem  gelesen,  „bis dahin gibt’s Frischhaltefolien.“

Diagonal auf  Frischhaltefolien liegen – die Generation Facebook hat’s  nicht leicht, auch wenn sie sich für ziemlich klug hält.  Kürzlich hat ein Freund  gepostet, er habe einen IQ von 195, also mehr als Einstein (der soll 160 gehabt haben).  Brainman, besagter  Freund, beruft sich auf einen  Internet-Test, der sein Profilbild bei Facebook zwischen Einstein und Darwin abgebildet hat.  Ein Genie unter meinen Kontakten! Aber nein,  kein Mensch, der so etwas postet,  ist besonders clever.  Du musst froh sein, wenn der   Hersteller der IQ-Testseite wie eine Krake nur den Zugriff auf deine Daten bekommt  und deinen Rechner  nicht auch noch mit Trojanern infiziert.  Verbraucherschützer warnen  davor,  sich auf   virtuelle Glückskekse einzulassen, die  dir stets schmeicheln, aber von denen du selten weißt, was in Wahrheit dahintersteckt.  Schlau ist es also nur, wenn du die Finger davon lässt.

Meine (nur rein journalistische) Neugier verführte mich dazu, mir nametest anzuschauen, die Webseite von einem weltweiten Anbieter für alle Fragen des Lebens, deren Antworten immer nur super ausfallen. „Wann wirst du Millionär sein?“, lautete eine  dieser Fragen.   Nach kurzer Berechnung erfuhr ich: „2046 bist du Millionär mit einem Romantik-Bestseller.“ Klasse,  bereits in 31 Jahren! Aber woher wissen die, dass ich schreibe?

Nametest  wollte noch tiefer in mich dringen. Die Webseite  bot mir an, mein Facebook-Profilfoto zu deuten.   Folgendes kam dabei heraus: „Du bist eine außergewöhnliche Person. Deine positiven Eigenschaften machen Dich sehr beliebt. Dennoch bist Du ein Mensch geblieben und hast ein paar Macken, die Dich umso sympathischer machen! Teile Dein Ergebnis auf Facebook und zeige Deinen Freunden, was Dein Profilbild über Dich sagt!“

Wie gern hätte ich’s  geteilt! Aber da  fiel mir ein, dass meine Facebook-Freunde dann wissen, wie bescheuert ich bin.  Einige würden sich sofort  von mir trennen.

 Denn wer bei diesen Internet-Tests  mitmacht, ist  kein Brainman,  sondern  hohl wie ein Schoko-Weihnachtsmann.

Ihnen gefallen bestimmt auch meine

weitere Posts