Villa, Jet und Jacht haben Sie schon? Wie wär’s mit dem teuersten Lamborghini? Eine Begegnung mit Luxusautohändlern und ihrem Stolz.

Wenn nachts    alle Katzen grau sind – wie ist das erst bei einem metallic-grau ­lackierten Sportwagen?  Nur vom Mond beleuchtet ist der Parkplatz vor dem  Ochsensaal in Neuhausen auf den Fildern, in dem die neuen Pächter   in dieser Nacht bis in den frühen Morgen  die Eröffnungsgala   mit etlichen  Großstadt-Promis feiern.

Auch  von der  Schwäbischen Alb sind Gäste   angereist: Sven und Michael Kanz, die mit TV-Sendungen wie „Kanz oder gar nicht“ zu den  bekanntesten Luxusautohändlern in Deutschland geworden sind,  gehören längst  zur Stuttgarter   ­Society, die sich  deutlich verjüngt hat

Sven und Michael Kanz mit ihrer Mega-Schleuder.
Sven und Michael Kanz mit ihrer Mega-Schleuder. Foto: Klaus Schnaidt

„Willst du mal in unseren  Lamborghini Spyder Aventador?“, fragt mich     de  31-jährige Michael Kanz.  Als ich ihn vor einiger Zeit  durch  den Newsroom des Pressehauses   Stuttgart führte,   wollte   eine Kollegin später wissen, ob  dies der ­berühmte  Modedesigner   Harald Glööckler gewesen sei. Seine Frisur lässt  Verwechslungen zu.     Leicht zu verwechseln  sind   in der Dunkelheit auf dem Ochsen-Parkplatz auch die  Limou­sinen, die mit oder ohne Fahrer vor dem roten Teppich warten.  Die Lichter eines  Lamborghini aber sind einzigartig. Kanz knipst sie mit  dem Schlüssel  an.

 Wie aus großen Raubkatzenaugen starrt  uns  sein Supersportwagen an, von dessen Typ  in  Deutschland im Jahr etwa   40 Exemplare neu zugelassen werden.

Die Flügeltüren des 700 PS starken   Geschosses  klappen nach oben.  Aventador bedeutet  so viel wie   „jemanden in den Hintern treten“.  Meinen Hintern bekomme ich kaum in den     abgrundtief  auf dem Erdboden  liegenden, 500 000  Euro teuren  Lamborghini hinein, der in Dubai Einsatzfahrzeug der Polizei ist.  An große Deutsche  haben die italienischen Autobauer    nicht gedacht. Italiener sind      kleiner als sie  denken –    viel, viel  kleiner  als ihre Gesten.

 

Kopf einziehen! Foto: Klaus Schnaidt
Kopf einziehen! Foto: Klaus Schnaidt

 Krümmen muss ich mich bei einer  Größe von 186 Zentimetern,  damit mein  Kopf in den Lambi passt.  Dach passt.   Es mag ein alter Spott sein, dass    Sportwagen eine Kompensationsfunktion für zu kurz geratene männliche     Körperteile    erfüllen. Aber wer klein ist, das zeigt sich am Lenkrad des Spyder Aventador, ist   manchmal sogar  im Vorteil.

Mir kommt es vor, als würde ich in einem Flugzeugcockpit sitzen.  Michael Kanz zeigt,  wo  der Startknopf ist. Kaum drücke ich drauf,  gewittert das Gefährt wie irre los.   „Jetzt das  Gaspedal“,  sagt der 31-Jährige.  Nur leicht tippe ich drauf – was für ein  Donnerschall jagt  durch  Mark und Bein!   Ich erschrecke fast zu Tode. Bestimmt ist  nun ganz Neuhausen wach.

So ein Superauto ist nur für Menschen da, die auffallen wollen. Damit sorgt man  für  bewundernde Blicke, aber auch  für böse Kommentare. Verlangen nicht  Feinstaub und Smog  nach Elektro- statt nach Angeberautos?  Für viele seiner Kunden, sagt Kanz, sind  die Luxusfahrzeuge   Kapitalanlagen, die man nur selten ausfährt.

  Ganz in seiner Nähe auf der Alb wohnt Wolfgang Grupp>, der Trigema-Chef.  Als  dieser kürzlich in Stuttgart war, sagte er, die Kanz-Brüder  würden keine großen Töne spucken, sondern lieber was klarmachen. Sie hätten, was andere zuvor nicht schafften,  seinen alten Hubschrauber nach Israel verkauft, erzählte er. Ist klar,  was für einen Traktor der Bauer  besitzt, dessen Hof sich neben dem Kanz-Showroom befindet –  einen Lamborghini.

Beeinflusst ein  Sportwagen  den ­Hormonhaushalt des Mannes?  Ein  gutes Statussymbol ist  so eine flach gelegte Mega-Schleuder  jedenfalls nicht. Jeder schaut das Auto an – nicht den Besitzer.

Ihnen gefallen bestimmt auch meine

weitere Posts