Frauenhelden, Frauenparkplätze, Frauenpower, Frauenquote, Frauenüberschuss,  Frauenkenner, Frauenzimmer. Es gibt so viele Worte mit Frauen.

Gibt es auch ein Frauenauto? Im Duden steht es nicht. Die Automobil-Herstellern verneinen unisono diese Frauenfrage. Gerade den jüngeren Menschen seien beim Autokauf die gleichen Dinge wichtig, ist zu hören, gleich ob Frau oder Mann. Auf dem Killesberg, der noch immer teuersten Wohnlage Stuttgarts, weiß man es besser. Dort klemmen seit Tagen kleine Karten unterm  Scheibwischer kleiner Autos wie Fiat 500, VW Polo, Renault  Twingo, Fiat Panda, Peugeot 207. Die Karten sind mit  Rosen verziert.

Eine Kollegin aus der Sportredaktion wohnt auf dem Killesberg und fährt eine Knutschkugel,  einen Fiat 500 also. Sie hat diese Rosenflyer in der Größe von Visitenkarten in die Redaktion gebracht. Innerhalb von zwei Wochen bekam sie vier davon. Erst dachte sie, die habe ein Autohändler rangehängt, der   Gebrauchtwagen sucht,  um sie zu verscherbeln. Auffällig war, dass diese Karten niemals an dem Auto ihres Freundes   hingen. Der Aufdruck erklärt warum:  „Callboy für die Dame, diskret, seriös, bestes Niveau.“

Killesberg-Ladys aufgepasst. Da will einer an euer Geld und verspricht Niveau. Im Gewerbe, das als das älteste   gilt, gibt’s  neue Werbeideen. Direktmarketing würde man das  in anderen Branchen nennen.  Das macht neugierig:  Wer  ist   dieser Rosen-Lover?

Vergeblich habe ich Kolleginnen gebeten,  nur zur Recherche  bei diesem „Marc, 38 Jahre“ anzurufen. Sie zierten sich. Also musste ich selbst wählen, auf die Gefahr hin, dass der Mann bei einem Mann gleich auflegt.  „Marc, 38“  jedoch ist freundlich. Ob  ich denn auch in seinem Beruf einsteigen wolle?, fragt er.  Nein, es gehe mir lediglich  um ein  Telefoninterview.    Fassen wir zusammen: Der Mann, der seinen Beruf als Fitnesstrainer angibt, verdient seit sechs Jahren als Callboy für Damen dazu (er  verlangt 250 Euro pro Abend)  und bringt seine Reklame   gezielt an Autos an, die er als Frauenautos einstuft.

Früher habe er in München seine Liebesdienste angeboten – da gehe das Geschäft wesentlich besser. „In Stuttgart ist’s  mau“, sagt er. Seine Kundinnen seien im Schnitt 35 bis 45 Jahre, darunter viele Geschäftsfrauen. „Die meisten sind attraktiv“, sagt er, „wenn sie’s nicht sind, hilft nur Augen zu und durch.“ Außerdem gäbe es ja kleine blauen Pillen, um die Arbeitsfähigkeit herzustellen.

Die gab es vor 32 Jahren noch nicht, als Richard Gere den Edel-Callboy im Hollywood-Hit „Ein Mann für gewisse Stunden“ spielte. Die gewissen Stunden mögen mitunter  gewisse Minuten sein – doch auch der Killesberg-Gigolo unserer Tage weiß: In diesem Beruf sind’s nicht nur schöne Sünden, die es zu entdecken gibt. Man könnte Stoff für eine Sozialstudie sammeln –  über Einsamkeit von Frauen, über Geschäftsfrauen,   die taff im Job sind, aber privat   das Glück nicht finden.

Frauenleiden,  Frauenbuchladen, Frauenwahlrecht, Frauensache, Frauenemanzipation. Es gibt   so viele Worte mit Frauen. Warum nicht auch Frauenbegleiter? Als Frauenversteher nehmen wir einiges hin.  Immer mehr Flyer am Wischer aber nerven.  Müssen wir bald  ein Verbot wie an Briefkästen auf die Frontscheibe kleben? Aufschrift:  Keine Werbung ans Auto bittschön!

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