Wenn Bon Jovi, der sonst Stadien füllt, in einem Stuttgarter Club rockt, ist nichts mehr normal. Für die Stuttgarter Nachrichten hab‘ ich Karten verlost für das hammermäßige „Hautnah“-Konzert der US-Band, das SWR 3 am 26. Januar im Zapata veranstaltet. Unvergessliche Tage im Januar.
Wer ist am Telefon? Katja? Ach, Katja! Schon lange nichts mehr gehört von Katja. So etwa seit zehn Minuten nicht mehr. „Ich bin’s noch mal“, meldet sich Katja an meinem Redaktionstelefon, als seien wir längst gute Freunde. Sie habe ganz vergessen zu fragen, wann genau die Gewinner gezogen werden, also um wie viel Uhr, damit sie gleich danach anrufen könne. Aufgeregt ist Katja – und ehrlich: „Ich dreh’ durch, wenn ich nicht zu Jon Bon Jovi kann!“
Hilfe, die Fans von Bon Jovi sind hinter mir her!
Wer mich anrufen will, landet momentan auf der Mailbox. Ich geh nicht mehr ran. Es könnte ja Martina sein, die bereits 44 Mails in die Redaktion geschickt hat. Mit immer neuem Text. In der letzten Mail stand: „Ich hab versucht, mich zurückzuhalten und euch heute nicht zu schreiben – ich hab’ es nicht geschafft!“
1996 rockte Bon Jovi vor 80.000 auf dem Wasen (hier ein Foto von damals), 2001 vor 70.000 erneut auf dem Wasen, 2006 vor 65.000 mal wieder auf dem Wasen, 2008 vor 40.000 im Daimlerstadion. Und am 26. Januar 2013 vor 750 im Zapata. Vor kleinem Publikum spielt sich die Band mit vier Mann warm für ihre Welttournee „Because We Can“, die im Februar in Kanada startet.
Und was das Verblüffende ist: Wenn man die Bilder vergleicht zwischen 1996 und heute – der gute Jon hat sich optisch kaum verändert. Er ist jetzt 50. Das muss kein Schaden sein. Hält Rock jung? Na gut, er hat immer eine Sonnenbrille auf. Und er hat Fans, die seit Jahrzehnten zu ihm halten.
So ein Fanleben ist verdammt hart, wie diese Mail einer Leserin beweist: „Ich laufe mit zwei Telefonen im Halfter rum, nach dem Aufwachen geht’s an den Rechner. Brote schmieren für die Kids, mit Laptop ins Bad. Unter der Dusche mit einem Ohr am Telefon, könnte ja jemand von den Stuttgarter Nachrichten anrufen. Schnell in die Arbeit, schnell heim. Kinder abholen, zwischendurch Mails checken, könnte ja sein, dass ich doch irgendwo gewinne. Die letzte Woche schrieb ich alle wichtige Personen an, die mit diesem Konzert was zu tun haben. Dieses Konzert bestimmt mein Leben und das meiner Familie. Ich weiß, ich muss verrückt sein.“
Verrückt? Na gut, aber fantasievoll sind sie schon, die Bon-Jovi-Fans. Viele haben für die Verlosung eigene Karten gestaltet. „Platzkarte“, steht da drauf,. „Gibt’s mir“, „Bumm Bumm“ oder „Wenn alle den Tag nutzen, bleibt mehr von der Nacht.“ Eine weitere Leserin hat ein Foto ihres Handgelenks geschickt – darauf ist der Hit-Titel „Have a Nice Day“ tätowiert. Aber nicht alle mögen den Jon. Ein Kollege sagt „Bon Doofie“ zu ihm.
Was hat man mir alles geboten, damit ich eine Karte lockermache! Ich würd‘ ja bestimmt hingehen, sagt ein entfernter Bekannter, ob ich dann nicht seine Bekannte mitnehmen könne, die sei der größte Fan der Welt. Doch die Glücksfee allein – meine Kollegin Jessica zieht mit verbundenen Augen – verteilt das Glück. Schade eigentlich. Gern hätt ich vor meinem Laptop die Sonnenbrille aufgesetzt, wie es der große Jon immer tut, und hätte ganz cool entschieden, wer rein darf und wer nicht.
So cool soll Mister Bon Jovi sein, hab ich mit einem Artikel hergegoogelt, dass er selbst beim Sex die Sonnenbrille aufbehält. Na, wir waren nicht dabei. Und werden es auch nie sein. Das Konzert im Zapata heißt zwar „Hautnah“. Aber ganz wörtlich sollten es die Fans dann besser doch nicht nehmen.