Wie bleibt die große Liebe möglichst lange haltbar? Ist das Ideal „Für immer und ewig“ überhaupt noch zeitgemäß? Ein Fall für Wieland Backes.
57 Jahre! Kann man so lange mit einem Partner zusammen sein? Und ihn immer noch lieben? Der Stuttgarter Verleger Michael Klett, 75, und seine Anne Sophie Klett (SWR-Foto mit Modeartor Wieland Backes) haben 57 Jahre als Paar gemeistert, fast 50 davon verheiratet. „Wir sind durch unendliche Krisen gegangen“, sagt die Frau, „die Ehe ist wie ein Fluss, da ist man im Boot und muss die Stromschnellen vermeiden.“
Und ihr Mann verrät sein persönliches Geheimnis einer langen Liebe: „Streit ist wichtig! Wenn Sie sich dauernd streiten, kann keine Langeweile einkehren.“ Was bleibt nach 57 Jahren von der Liebe? Bei der Aufzeichnung des „Nachtcafés“, die am 22. Februar im SWR-Fernsehen ausgestrahlt wird, sagte Michael Klett: „Also, ich glaube schon, dass es Liebe ist, die bleibt. Aber sie ist anders, als wenn man verliebt ist.“
Wer mit wem? Wer gegen wen? Das siebte Jahr hat den Ruf, verflixt zu sein. In Wahrheit ist dann aber erst Halbzeit. Laut Statistik hält nämlich die deutsche Durchschnittsehe 14 Jahre lang. Bei elf von 1000 Paaren hält gar nix. So viele sind 2012 vorm Scheidungsrichter gelandet.
Nur elf?
Sind das nicht viel mehr? Wenn wir um uns herumschauen, ist die gefühlte Trennungsquote weitaus höher. Da hat der Kollege was mit der Kollegin, erst heimlich, doch verbergen lässt sich’s nie. Da weiht uns der verheiratete Freund in seine Parallelbeziehung ein, über die wir Kumpels schweigen sollen – seine Freundin ist halb so alt wie der Midlife-Casanova. Da treffen sich die verlassenen Ehefrauen zum Kochen und Lästern. Und manch eine hofft still, dass der untreue Gatte sich irgendwann ausgetobt hat und heimkehrt.
Ist nicht ganz ausgeschlossen, wie das Beispiel Fritz Wepper zeigt. Der 71-jährige Münchner Schauspieler, der am Valentinstag mit seiner Frau und seiner Tochter in Stuttgart das Musical „Mamma Mia!“ besuchte, sagt inzwischen gar: „Reifere Frauen sind nicht so anstrengend.“
Um Himmels Willen, was meint er damit? Dass sich ein Mann bei einer älteren Frau weniger anstrengen muss? Dass er irgendwann genug davon hat, von jungen Dingern in Clubs und zum Shoppen geschleppt zu werden, weil er sich lieber daheim auf dem Sofa ausstrecken will?
Zu zweit auf dem Sofa, schweigend vor der Glotze – bisher war’s ein Alarmzeichen. Da haben sich zwei nichts mehr zu sagen. Doch jetzt soll ein gemeinsamer Fernsehabend helfen, die Liebe zu erhalten. Wieland Backes hat ins „Nachtcafé“ außerdem die Entertainerin Hella von Sinnen und ihre Partnerin Cornelia Scheel (Foto vom SWR) eingeladen – sie sind seit über 20 Jahren ein Paar. Wie ist das mit der Traue? Hella von Sinnen glaubt „nicht wirklich an Monogamie“. Der Mensch sei für körperliche Treue nicht geschaffen, sagt sie: „Ich glaube aber an die Liebe und dass man sich ein Leben lang lieben kann.“
Muss es jeder hinkriegen? Ist dieses „Für immer und ewig“ noch zeitgemäß und überhaupt machbar? Aphorismen-Fan Backes wird ein Zitat finden, um uns die Lösung aufzuzeigen. Wie wär’s mit Shakespeare? Der Dichter erkannte dereinst: „Was soll ich mit der Liebe, wenn sie den Himmel mir zur Hölle macht?“
Von den Kletts wissen wir nun: Streit ist ganz wichtig! Streit ist nicht das Ende einer Liebe, sondern ihre Rettung.
Heute schon gestritten?