Raider heißt jetzt Twix. Sonst ändert sich nix. Seit dieser philosophische   Spruch in der Werbung lief, sind 21 Jahre vergangen. Dabei kommt’s  einem vor, als sei die PR-Attacke  erst neulich  gewesen. Die Zeit rennt, wir aber halten an wichtigen Dingen fest. Es sind ja auch immer die anderen, die sich ändern sollten. Wir selbst bleiben lieber  jung, knackig und unwiderstehlich wie ein Schokoriegel.

Die Porsche Oldie Night, die seit ebenfalls 21 Jahren stets im Frühling in die Schleyerhalle lockt (diesmal am 22. und 23. März), heißt jetzt Porsche Music Night. Sonst ändert sich nix. An Nena liegt es nicht. Ist nur ein Gerücht, dass sie es ablehnte, als Oldie auf Plakaten zu stehen. Schon vor einem Jahr hat sich diese Veranstaltung nahezu  heimlich den neuen Namen zugelegt. Heutzutage will man mit 50, 60 oder 70 noch kein Oldie sein und geht diesem Begriff aus dem Weg.

Nena hingegen erklärt immer wieder öffentlich, dass sie keine Angst vorm Alter hat. Wer wie sie hinausposaunt, er habe mit dem Älterwerden kein  Problem, lügt sich ein wenig in die Tasche. Aber so funktioniert das  Leben. Man muss Dinge, die nicht zu ändern sind, positiv umgarnen. „Wir werden älter ab dem Moment unserer Zeugung“, hat Nena gesagt, „und  wir haben ein Leben lang Zeit, uns diesem Prozess hinzugeben.“ Aber die meisten Menschen würden verdrängen, „dass Leben eine begrenzte Zeit ist, die irgendwann in etwas anderes übergeht“.

Die begrenzte Zeit – mach das Beste daraus! Giorgio Rivetti (auf dem Blogfoto in der Mitte), vom Magazin „Merian“ zum „Winzerkönig des Piemonts“ ernannt, sieht es ebenso. Der 56-Jährige, der wie Nena schon Enkel hat, sprach darüber bei einer Weinprobe im Ristorante La Commedia der italienischen Wirte Luigi Aracri  (links)  und Piero Cuna. „Ich bin nicht mehr jung“, sagte er, „ich kann einen Wein nicht 20 Jahre lagern, bis er gut ist.“ Der Genuss duldet keinen Aufschub. Deshalb gibt Rivetti gar nicht erst mit technischen Daten großer Weine an und verzichtet auf die Metapherspiele, die bei  Degustationen üblich sind.  Auf Statussymbole kommt es nicht, lautet seine Botschaft, nicht auf dicken Autos etwa, die man außen zeigt, sondern darauf, dass man für sich was innen tut, sich also gutes Essen und gute Weine gönnt.

Rivetti besucht regelmäßig Stuttgart, weil hier sein Freund, der WeinimporteurDieter Fischer, lebt und bis vor kurzem auch sein Patenkind Shamir. Das Kleine ist ein Nashornbaby der Wilhelma, dessen Patenschaft Fischer und Rivetti (übrigens für 5000 Euro im Jahr) übernommen hatten. Inzwischen ist Shamir in einen schottischen Zoo umgezogen. Zu Fischers Kunden zählt Wilhelma-Chef Dieter Jauch, der das Nashorn-Bild – das Logo von Rivettis Weingut – auf Kisten gesehen und die Patenschaft vorgeschlagen hatte.

Mit dem Nashorn vorn. Viele Kunden sehen das Logo als Symbol für die kraftvollen Weine des Hauses. Der wahre Grund, warum die von der Ausrottung bedrohte Tierart aufs Etikett kam, ist viel einfacher. „Mir hat die Dürer-Zeichnung des Nashorns gefallen“, verriet Giorgio Rivetti schmunzelnd. Genießer und Nashörner dürfen nicht aussterben.

 „Man sollte nicht immer die gleichen Speisen und gleichen Weine wählen“, sagte er, „wichtig ist die Abwechslung.“ Prompt setzte sich ein Gast von seiner zu einer anderen Frau. Die Zeit ist begrenzt. Wenn wir nicht aufpassen, sind gleich wieder 21 Jahre rum. Und wir verbringen womöglich die Zeit fix mit nix.

 

Foto: Florian Männer

Ihnen gefallen bestimmt auch meine

weitere Posts