Es wird so sein, wie es auf seiner „Take-the-Crown“-Tour in Deutschland und Österreich bisher immer war. Robbie Williams wird am Sonntag in der Mercedes-Benz-Arena  einen weißen Zettel aus seiner Hose ziehen  und den 45 000 Fans mitteilen,  dass man ihm einen schönen deutschen Satz aufgeschrieben hat. Kommt da nun was Geistvolles bei einem Mann, der  dem Kopf – seinem eigenen, klar –  ein Denkmal setzt?   Robbies Riesenrübe schmückt selbstverliebt   und größenwahnsinnig die Bühne im Land der Dichter und Denker.  Abenteuer beginnen im Kopf. Doch manchmal ist der Verstand zu schwach und rutscht in die Körpermitte ab.   Also liest der Familienvater und fast  40-Jährige  von seinem   Zettel ab, was er längst auswendig kennen müsste: „Ick abe einen großen Pimmel!“

robi-busWer weiß das schon? Das Publikum kann nur das sehen, was fehlt. Der Hals ist ihm abhandengekommen. Der Kopf rutscht in den massiven Körper rein, der böse Spötter  an den späten Elvis erinnert. Ein Fußballstadion  verführt die Helden wohl zum Phrasendreschen.   Wie oft  haben wir uns bei Kickern gewünscht, dass sie vor Mikros den Mund halten und das  tun, was sie am besten können. Auch Robbie kann was viel besser als die anderen. Wenn er singt und nix sagt, ist er der Größte – ein begnadeter Entertainer! 

Über eine angebliche Affäre  bei seinem Stuttgart-Besuch vor zwölf Jahren ging es zuletzt  in diesem Blog.  Eine gestiefelte Stuttgarterin wurde gesucht. Sie soll im damaligen Interconti  mitgeholfen haben, dass er die Attacke eines geistig Verwirrten, der ihn von der Bühne der Schleyerhalle geschubst hatte, rasch  vergaß.  Etliche Frauen schickten mir Mails und  berichteten,  in der Schleyerhalle gewesen zu sein – zu gern wären sie die von Robbie  himself erwähnte Stiefelträgerin gewesen. Eine schilderte, wie ein junger Mann auf die Bühne stieg.  Ein Journalist schrieb,  dass man den  Schubser, der aus dem  Schwarzwald kam, seinerzeit ins Bürgerhospital gebracht habe.

Und  dann  kam die erboste Mail einer Leserin. „Was muss Robbie Williams eigentlich noch bringen, bis man ihm die rote Karte zeigt?“, war darin zu lesen. Bei einem seiner Konzerte habe er eine junge Frau mit großer Oberweite peinlich vorgeführt. „Über Herrn Brüderle hat sich die Nation empört  –  es gab eine Sexismusdebatte“, so  die Leserin weiter, „Robbie Williams ist noch viel schlimmer – doch keiner regt sich auf.“  Der kleine Unterschied ist dieser: Herr Brüderle belästigte  eine einzelne Frau –   der Popstar ruft seine Anmache dem ganzen Stadion entgegen. Doch macht es dies besser?

Sollte es am Sonntag Probleme geben, kann man entweder das Bürgertelefon unter 07 11 / 55 00 77 80   anrufen –  oder einen Stand auf der Mercedesstraße  aufsuchen, auf dem „Trouble-Shooter“ steht. Deutsche Gründlichkeit  beim Konzert eines Briten. Auf allen Eintrittskarten stehen die Namen des Besitzers. Man darf nur rein, wenn man mit einem Foto   beweisen kann, dass man der rechtmäßige Eigentümer  ist. Damit, sagen die Veranstalter, wollen sie einen Schwarzmarkt verhindern. Doch wie kann ein Schwarzmarkt entstehen, wenn die Konzerte wie auf der gesamten Robbie-Williams-Tournee gar nicht ausverkauft sind?

Das wird nicht das einzige Ärgernis rund um dieses Stadionkonzert sein. Die Vorgaben des Managements sind streng und zum Teil nicht nachvollziehbar. Die Presseagentur dpa wird die Veranstaltung deshalb boykottieren. Begründung: „Die Einschränkungen bzw. Vorgaben des Managements machen eine  unabhängige Bildberichterstattung unmöglich.“ So hätte dpa erklären müssen, welche Zeitung das Foto abdrucke. Eine Agentur kann das nicht im voraus wissen.  Außerdem wurde die Archivierung untersagt: Nach 28 Tagen müssten alle Aufnahmen gelöscht werden.  

Das wird was werden mit dem Ausweis-Zwang!  Wenn der Namen auf dem Ticket und das Foto  nicht übereinstimmen, muss man den Trouble-Shooter-Stand aufsuchen.  Wer kurzfristig mit dem Ticket eines erkrankten Freundes zum Konzert will, muss die Vollmacht des Freundes mitbringen. In München soll es einen verzweifelten Robbie-Williams-Fan gegeben haben, der draußen bleiben musste. Alles Heulen half nicht. Seine damalige Freundin hatte ihm die Karte gekauft. Inzwischen sei sie aber gar nicht mehr in seinem Leben, weshalb  er von ihr  keine Vollmacht   auftreiben könne. Was für ein bürokratischer Wahnsinn! Passt das zu einem Sänger, der so cool und locker  ist?

Bitte, liebe Aufpasser vor der Mercedes-Benz-Arena, kontrolliert am Sonntag auch einen Briten, der in einer Limousine das Stadiontor passieren will! Sieht dieser Mann wirklich aus wie Robbie Williams auf seinen Plakaten und Alben? Das dürfte schwierig werden. Optisch hat er sich  verändert. Wenn der Kerl dann einen weißen Zettel aus der Hose kramt und einen Satz auf Deutsch stammelt, glauben Sie ihm nix, liebe  Ordner. Wer hat einen großen Fimmel?

Lasst ihn zappeln, aber am Ende  doch rein. Gänsehaut und Größenwahn sind bei ihm ganz nah. Die „Süddeutsche Zeitung“  bejubelte beim  Konzert  in München eine  „perfekte Blockbusterpopshow“. Selbst Herr Brüderle könnte was von Robbie Williams lernen. Es wird einem viel verziehen, wenn man nur richtig geil singen kann.

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