Vor zwölf Jahren erklärte Robbie Williams, nie mehr in Stuttgart zu spielen. Ein geistig Verwirrter hatte ihn in der Schleyerhalle von der Bühne in den Fotografengraben gestoßen. Am Sonntag, 11. August,  kommt er trotzdem.

Es war Stuttgarts großer Tag der Entertainer, dieser 21. Februar  2001. Großspurig redete in der  L-Bank der damals 57-jährige Bundeskanzler Gerhard Schröder beim treffpunkt foyer der Stuttgarter Nachrichten,  als müsse jeder Satz mit einer Pointe enden.  Zur selben Stunde machte ein 27-jähriger Brite in der Schleyerhalle klar, dass Sprücheklopfen nicht nur was für Politiker ist (die Fotos von  Frank Eppler hier im Blog stammen von diesem bereits schon legendären Konzert). Robbie Williams riss eine Zote nach der anderen.

Mein Chef hatte mich als Berichterstatter  zu Herrn Schröder geschickt, obwohl ich lieber zum damals größten Pop-Talent  gegangen wäre. Facebook oder WhatsApp gab’s noch nicht, so dass wir nicht mit Live-Fotos vom anderen Schauplatz versorgt wurden. Aber plötzlich kam die rätselhafte SMS eines Freundes. „Robbie gestürzt“ stand da drauf.   In der Schleyerhalle – diese  Nachricht sollte später um die Welt gehen – war  ein 20-jähriger, offenbar psychisch kranker Mann   auf die Bühne geklettert und hatte den Sänger in den 1,60 Meter tiefen Fotografen-Graben gestoßen. Das sei nicht Robbie Williams gewesen, sagte er später der Polizei, sondern nur ein Doppelgänger. Aber es war der Echte, der mit leichten Prellungen und dem Schrecken davonkam. Er setzte sein  Konzert fort.

Wie nur konnte der 20-Jährige auf die Bühne gelangen? Backstage war er nicht, ergaben die Ermittlungen, von der nicht bewachten Seite der Bühne muss es ihm gelungen sein. Nach seiner Attacke hatte ein Bandmitglied ihn überwältigt. Der Täter flog selbst in den Fotografengraben. 

Robbie Williams am 21. Februar 2001 in der Schleyerhalle. Foto: Frank Eppler

Robbie Williams am 21. Februar 2001 in der Schleyerhalle.
Foto: Frank Eppler

Robbie  tobte nach dem Konzert,  erzählt man sich noch heute. Seine Wut traf Stuttgart mit voller Wucht. Niemals werde er wieder in diesem „grässlichen Kaff“ spielen.  Was wäre gewesen, hätte der psychisch Kranke ein Messer mit sich geführt? Die offizielle Sprachregelung war versöhnlich. Dem Täter müsse geholfen werden, ließ der Star  erklären, man werde keine Strafanzeige erstatten.  Nie mehr Stuttgart? Vor sechs Jahren hatte Mister Angels  tatsächlich unsere Stadt vom Tourplan gestrichen. Überrascht waren nun Mitarbeiter des hiesigen Konzertbüros Musiccircus, dass der heute 39-Jährige  für die  Stadiontour 2013  die Mercedes-Benz-Arena aufgenommen hat.  Hat er vergessen, was 2001  in dieser Stadt geschah? Oder ist es Konfrontationstherapie?

Der Legende nach wollte Robbie Williams am 21. Februar 2001 noch am Abend die Stadt verlassen. In der Hotellobby des damaligen Interconti habe ihn jedoch eine junge Stuttgarterin mit „schicken Stiefeln“ aufgehalten, so erklärte er  später in einem Interview. Nach der gemeinsam verbrachten Nacht sei er ohne sie nach Paris zum nächsten Konzert geflogen.

Let me entertain you. Ist die Stiefel-Story nur Show? Glauben muss man einem Großmaul von seinem Schlag ohnehin nix. Trotzdem sollte sich die Dame von 2001 mal ganz dringend bei mir melden. Die gesamte Stadt will wissen: Glänzen ihre Stiefel heute noch?

Heute gibt es  ewig Unzufriedene,  die meinen, Robbie  sei zu fett geworden, er mache zu wenig Sport oder lasse sich zu selten mit fremden Stiefeln ein. Dabei ist er  seit Wochen schweißtreibend  auf Europa-Tour.  Ob in Mailand,  Wien, Amsterdam oder Gelsenkirchen –    die Zugaben sind stets Gänsehaut-Garantie: Mit „Feel“, „She’s the one“ und „Angels“ enden die Konzerte, über die Kritiker  in den bisher besuchten Städten überwiegend positiv berichten. Man kann ihre Bewertungen  so zusammenfassen: Robbie Williams ist narzistisch, sexistisch,  aber trotzdem fantastisch.

Welcome, Mister Williams. Wir in  Stuttgart freuen uns auf Sie!  So streng bewacht war wohl noch nie eine Bühne wie diesmal bei Ihnen im Stadion. Mit 39 Jahren sind  Sie immer noch ganz  oben.   Der andere Entertainer vom 21. Februar 2001, also jener, der sich für einen Popstar der Politik hielt, musste längst abtreten. Und die Lady mit den Stiefeln sollte uns mal Sachen erzählen, die uns nichts angehen. Oder gibt es andere Schuh-Erlebnisse? Andere Begegnungen  mit Robbie? Schnell schreiben an: info@uwe-bogen.de

 

 

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