Heute schon kalt geduscht? Die verrückte Eis-Welle kübelt durch Stuttgart: Von Antenne-1-Moderator Ingo Lege bis CDU-Kreischef Stefan Kaufmann – alle machen mit. Auch der Breuni-Bär, der den Panda-Kollegen Cro nominiert hat. Der Stuttgarter Magier Julius Frack zaubert derweil beim FC Bayern den neuen Teambus herbei.
Für Illusionen sind Magier wie Julius Frack zuständig. Aber auch manch ein Werbetexter glaubt, uns was vorgauklen zu können. Im Schwarzwald ist dies mit einer neuen Touristenkampagne reichlich missglückt.
Auf den inzwischen zurückgezogenen Werbeplakaten sieht man neben dem Slogan „Große Berge, feuchte Täler & jede Menge Wald“ die Kontur einer nackten Frau mit Bollenhut. Zwischen ihren Beinen ist ein Oh-Meine-Güte-Siegel platziert, auf dem „Ferienland Schwarzwald“ steht.
Wo bitte, fragt man sich, sind Täler im Black Forest? Und was bleibt vom Wald in Zeiten der Intimrasur?
Manchen Herren wird es, wenn sie darüber nachdenken, womöglich heiß. In dieser Situation sei an ein altes, ebenfalls feuchtes Hausmittel erinnert. Um wild tanzende Hormone zu bändigen, hilft seit Generationen eines: die kalte Dusche! Womit wir beim zweiten Hauptgesprächsthema der Woche sind.
Die Ice Bucket Challenge, das Auskippen von einem Eimer Eiswürfel über spärlich bekleidete Körper, hat millterweile so extreme Ausmaße angenommen, dass Experten die weitere Reduzierung des Nord- und Südpols befürchten. Auch das Gletschereis der Alpen reicht bald nicht mehr, weil jeder jeden nominiert und zum Nachmachen mit Videobeweis auffordert. Alle Welt übergießt sich mit Eiswasser, um auf eine seltene Krankheit hinzuweisen. Auch in Stuttgart dreht dieser tiefgefrorene Kettenbrief seine Kreise.
CDU-Kreischef Stefan Kaufmannhat’s im Urlaub getan. Der Breuni-Bär auf dem Breuninger-Dach – er nominierte den Kollegen Cro mit der Panda-Maske. Wie kommt man zu so viel Eis? Antenne-1-Modeartor Ingo Lege wollte sich’s in der Kantine des Pressehauses Stuttgart besorgen. Dort gab’s nur einen Eisblock, den er hätte klein schlagen müssen. In der nächsten Tanke besorgte sich der Moderator von „Ingo liebt dich“ am Freitagnachmittag zwei Kilo Crashed Ice und duschte im Garten des Pressehauses.
„Lotto-Fee“ Chris Fleischhauer spendete 1000 Euro und nominierte Bürgermeisterin Susanne Eisenmann und Ministerpräsident Winfried Kretschmann nomiert, von denen er annimmt, dass sie auch lieber spenden.
40 Millionen Dollar sollen dank dieser eiskalten Spendenaufrufe zur Bekämpfung der Nervenkrankheit ALS bereits zusammengekommen sein. Eine gute Sache also. Doch inzwischen ist bei Halb- oder Viertelpromis, die als Warmduscher bekannt sind, eine coole Werbekiste für die eigene Person daraus geworden. Oliver Pocher hat drei Eisdusch-Filmchen von sich produziert. Nein, anschauen mag das keiner mehr.
Der Stuttgarter Zauberer Julius Frack, Weltmeister der Großillusion, überlegte schon, als er nach München zu den FC-Bayern fuhr, also ins Epizentrum des Ice-Age-Hypes, ob er Manuel Neuer und Co. mit einer völlig neuen Variation des Trendsports überraschen sollte. Seine Zauber-Idee: „Man könnte das Eis der Dusche in heißes Wasser verwandeln.“ Der 39-Jährige begnügte sich aber dann doch damit, vor der Allianz-Arena in München den neuen Mannschaftsbus vom FC Bayern erscheinen zu lassen – also das schwerste Objekt (24 Tonnen), das ein Illusionist in Deutschland jemals herbeigezaubert hat.
Erst sah man nur eine gewaltige Leinwand, auf der bei Dämmerung der Bus als Bild projiziert war. Und dann – Wumm! Wow! Wahnsinn! – stand der echte Bus plötzlich auf der Bühne. Keiner hatte ihn heranrollen hören. Das wär’ doch mal eine Herausforderung, die Sache nachzumachen. Auf, Julius Frack, nominieren Sie!
Niemals sollte man einen Magier fragen, wie sein Zaubertrick funktioniert. Deshalb frage ich ihn um die Ecke rum: Ob denn bei ihm im Anblick der Münchner Fußballprominenz die Verwandlung in einen FC-Bayern-Fan geklappt hat? Wie kann man einen Fan der Stuttgarter Kickers so was fragen! Einmal blau, immer blau. Immer nur blau wie die Lippen beim Eisregen.
Wunder gibt es im Fußball immer wieder. Auch im öffentlichen Nahverkehr würden wir uns einen Julius Frack wünschen. Manchmal dauert es ewig, bis der Bus kommt. Da könnte ein Magier doch mal nachhelfen. Aber wer weiß, vielleicht setzt sich der Illusionist erst noch den Bollenhut auf und duscht heiß. Denn Eis ist bald nur noch Schnee von gestern.