Wenn Dinos der schwäbischen Theaterszene bei Rotwein und Saft zusammenhocken, geht es laut und vergnügt zu. In so einer Runde kann man allerlei „dinos“ hören, die seit Ewigkeiten zur schwäbischen Sprache gehören. Hier einige Beispiele:
Kennsch dino?
Des han i dino froga wella!
Wann kann i dino mal im Fernsäh sähn?
Kürzlich ist die Schauspielerin Trudel Wulle 89 Jahre alt geworden. Damit ist sie auf dem besten Weg, es ihrem Mann Walter Schultheiß gleichzutun, der im Mai den 90. Geburtstag gefeiert hat. Mit der Bühnenkollegin Monika Hirschle, die auch schon seit Urzeiten das hiesige Theaterleben bereichert (aber trotzdem die Tochter von Frau Wulle sein könnte), und weiteren Theaterleuten sind an einem lustigen Abend im Schwarzwald ein paar knifflige schwäbische Nüsse geknackt worden.
Frau Hirschle berichtete von den Proben für das Mundart-Lustspiel „Laible und Frisch“, das am 13. November Premiere in der Komödie im Marquardt feiert und vom SWR fürs Fernsehen aufgezeichnet wird. Die Autoren Sebastian Feld und Frieder Scheiffele haben in das Stück das Wort „Hennenfiedele“ eingebaut, und Monika Hirschle fragte, wer denn wisse, was das bedeutet. Ich hatte keine Ahnung. Aber klar: Trudel Wulle und Walter Schultheiß wussten es. Das Hinterteil eines Huhns sei so ein Hennenfiedele. Und schon begann ein reger Austausch von tollen schwäbischen Worten. Ha wa mir! Wie lautmalerisch die Schwoba schwätzet! Da ist Musik drin
Worte wie Lällebäbel, Bäämull, Hosalottel, Käpsele, Gräbele, Breschtlingsgsälz fielen. Und: Machet nore! Dapferle! Besonders beliebt ist das Muggaseggele, die kleinste Einheit (das Blogfoto stammt von einem T-Shirt). Der Sender Antenne 1 hat den Versuch gestartet, das Muggaseggele in den Duden zu bekommen.
’s Maul aufreißa, wie es g’wachsa isch – davon versteht Trudel Wulle viel, die beim „König von Bärenbach“ die Fußpflegerin war, als Marktfrau politisches Geschehen live kommentierte und in der Serie „Berlin, Berlin!“ die spuckende Lolle vertrieb. Ihre allererste Rolle nach dem Krieg übernahm sie in ihrer Geburtsstadt Heilbronn. In „Hochzeitsreise ohne Mann“ vergaß der Hauptdarsteller seinen Text – die junge Trudel rettete die Aufführung, indem sie als Braut ihren Part spontan änderte und die Handlung am Leben hielt.
Unvergessen ist ihr erstes Vorsprechen am Staatstheater Stuttgart. „Ich hatte einen Ausschlag im Gesicht“, erinnert sie sich, „wegen meiner Allergie gegen Primeln.“ Am Ende habe der Prüfer gesagt, sie habe „das Gesicht mit Charme ausgeglichen“. Das sind Dinge, die man nie vergisst. Wie auch ihre erste Begegnung 1947 mit Walter Schultheiß am Volkstheater in Stuttgart. Der sei „hochbegabt“, habe man ihr gesagt. „Wollt ihr dicke, fette Pfannkuchen?“, fragte der nach dem Krieg abgemagerte Schultheiß – für „net arg hochbegabt“ hielt sie das aus dem Mund eines dünnen Herings. 1950 heiratete sie ihren Walter, mit dem sie heute noch mit einem Sketch-Programm regelmäßig auftritt und dabei vorträgt, „was d’ Leut so rausschwätzet“.
Sie schwätzet mit viel „dinos“ raus.
I seh dino! Wehr dino! Dann pack i dino am Krage! Wir hoffen, dass Trudel Wulle und Walter Schultheiß noch lang ihre schwäbische Stimme erheben. Hoffentlich send dino lang unter ons!