Es war nicht schwer, die Typen der Münchner Sportlerclique zu erkennen, die kürzlich zur Laden-Eröffnung von Bogner in Stuttgart einfielen. Dabei entsprachen sie so wenig dem Klischee, wie wir Schwaben immerzu mit der Kehrwochenschaufel rumlaufen. Nach bayerischer Schickeria sahen die angereisten Vips nicht aus. Kein Bussi-Bussi hier, kein Bussi-Bussi da. Keine Schampus-schlürfenden Abkömmlinge von Baby Schimmerlos, wie wir sie aus Helmut-Dietl-Filmen und der Klatschspalte der Münchner „Abendzeitung“ kennen.
Nein, die waren ziemlich cool, die Kerle mit dem Käppi.
„Mütze auf, fertig, das geht am schnellsten“, antwortete Neureuther, als ich ihn fragte, ob das Käppi-Tragen ein Modetrend aus dem Hause Bogner sei. Er wolle mit dem Stylen seiner Haare keine unnötige Zeit im Badezimmer verschwenden, sagte der Olympiateilnehmer. Bequem sei’s ihm am liebsten, auf dem Sofa daheim wie auf dem roten Teppich. In Stuttgart trug er eine Art edle Trainingshose, dazu waren die Schnürsenkel seiner Schuhe unverschnürt.
Stimmt nicht, dass man hierzulande den Trend verpennt hat. Der Stuttgarter Magier Topas alias Thomas Fröschle trägt mit Vorliebe ein Käppi, das er „amerikanisches Toupet“ nennt. Glatze, sagt er, ist nicht gut. Haare reinpflanzen, das tue weh. Und ein Fiffi gehe gar nicht.
Warum man zu einem Toupet Fiffi sagt? Wenn es auf den Boden fällt, sieht es aus wie ein haariges Hundchen. Deshalb empfiehlt es sich, Toupets festzukleben. Ein Käppi dagegen muss man nicht ankleben. Bei Bogner kostet die „Herren Baseball Cap PIT“ mit dem B vorne drauf 59,95 Euro. Ist kein Schnäppchen, dafür, dass man als Bogner-Werbefläche rumläuft. So sehr die Münchner mit ihrem lässigen Auftreten in Stuttgart die Schiki-Klischees über sie widerlegt haben, so wenig glaubt Willy Bogner an Schwabenvorurteile. Wären die Stuttgarter so geizig, wie man ihnen nachsagt, würde sich sein exklusives Geschäft hier nicht lohnen. Und er könnte sich ein amerikanisches Toupet nur für ein Euro neunundneunzig leisten.