Darf man das? Ist’s witzig oder würdelos? Auf einem Grabstein des Berliner Waldfriedhofs steht ein gelbes Quietsche-Entchen neben dem anderen. Dazwischen tummeln sich Porzellanmöpse. Um wessen letzte Ruhestätte es sich handelt, ist leicht zu erraten: Hier wurde im August 2011 der große Loriot beerdigt.
Wenn Fans zum Grab pilgern, kommen sie nicht mit leeren Händen. Der Autor Stefan Lukschy (er gehörte zu den engsten Vertrauten des Meisters und hat einen Bestseller über ihn mit dem schönen Loriot-Zitat „Der Glückliche schlägt keine Hunde“ geschrieben) berichtete bei einer Lesung in der Stuttgarter Filiale der Porzellanmanufaktur Meissen davon. In Berlin werde diskutiert, ob man einen Zettel an der Friedhofstür anbringen sollte. Aufschrift: „Die Ente bleibt draußen!“
Aber nein, keiner hat was gegen Plastikentchen und kleine runde Hunde auf dem Loriot-Grab – auch der Enkel Leopold von Bülow-Quirk äußerte sich erfreut über die Figuren, die an den Badezimmer-Comic seines Großvaters und dessen Mops-Liebe erinnern. Aber wenn sich das in Stuttgart herumspricht, was da in Berlin passiert, könnte es sein, dass sich auch beim Loriot-Denkmal auf dem Eugensplatz was tut. Man hat schon lange nichts mehr Neues von der Kalk-Säule gehört, die 2,75 Meter hoch vor der früheren Wohnung der Familie von Bülow steht. Wir erinnern uns: Erst hat man das Denkmal für den Humoristen zu dessen 90. Geburtstag mopslos enthüllt, dann setzten bloggende Spaßvögel von kessel.tv heimlich einen Flash-Mops obendrauf, der plötzlich verschwand, ehe der Künstler Uli Gsell auch noch mit einem Mops kam. .
Lukschy (oben links), der 1975 als Regieassistent von Loriot angefangen hat und zu dessen Freund geworden ist, hat sich das Denkmal natürlich angeschaut bei seinem Stuttgart-Besuch . „Sehr schön“, lautete sein Urteil, „ganz in seinem Sinne.“ Bestimmt wird er Loriots Witwe davon berichten. Beide tauschen regelmäßig E-Mails aus, die der mit 87 verstorbene Humorist „Emils“ nannte – er selbst schrieb keine, nur seine Frau. Zum 84. Geburtstag hatte Lukschy dem „Vicco“ ein iPad geschenkt, das dieser allein fürs Computerspiel mit Patiencen nutzte. Ob er mit dem iPad klarkomme, fragte ihn Lukschy mal. „Ja“, antwortete dieser, „nur rasieren kann ich mich noch nicht damit.“
Bei der Lesung in der Stuttgarter Meissen-Filiale, in der es Porzellanmöpse zu kaufen gibt, kamen viele Gäste mit echten Möpsen. Der Autor trug eine Nudel als Brosche am Revers. Und erzählte, wie er den Nudel-Gag in dem legendären Sketch („Sagen Sie jetzt nichts!“) gerettet hat. Nachdem die Nudel beim Hochzeitsantrag quer durchs Gesicht gewandert ist, sollte sie am Ende im Espresso schwimmen, worauf sich der Mann als Choleriker enttarnt und den Kellner anschreit.
Die Nudel aber ging im Espresso unter. Lukschy riss aus seiner Zigarettenschachtel ein Pappstück weg und formte es zu einer Nudel – das blieb in der Tasse oben.
Selbst bei ihrer letzten Begegnung kurz vor seinem Tod machte Loriot einen Scherz. Lukschy saß neben ihm am Krankenbett auf einem Stuhl und rutschte ein wenig zur Seite, so dass die Stuhlbeine ein pupsendes Geräusch machten. Von Bülow, der matt und schläfrig war, richtete sich sofort in seinem Bett auf, grinste und sagte: „Oh Verzeihung.“