Was für ein Wahnsinnsblick auf die Stadt! Am unteren Teil der Neuen Weinsteige  gibt’s eine Villa mit Türmchen, das seit vielen Jahren an WGs vermietet wird. Ursula Schairer, die seit 30 Jahren eine heimelig und liebevoll eingerichtete Buchhandlung in Feuerbach führt, hat sich daran erinnert, als sie unser Buch „Stuttgart-Album Vol. 2“ gelesen hat. Auf Seite 54 gibt’s ein Schwarz-Weiß-Foto aus dem Jahr 1955 von der damals noch leeren Neuen Weinsteige, auf dem das Türmchen aus den Weinbergen emporragt.

Die Neue Wensteige von 1955  Foto: Norbert Krettek

Die Neue Wensteige von 1955 Foto: Norbert Krettek

Das Bild von Norbert Krettek traf Ursula Schairer mitten ins Herz. Denn genau dort hat sie vor vielen Jahren in einer WG gelebt. Da kommen Erinnerungen hoch! Ja, laut sei es dort vor der viel befahrenen Straße gewesen, es quietschten noch die Straßenbahnen. Heute quietscht nichts mehr. Denn seit 1987 muss der Fünfer und der Sechser in der Tunnelröhre verschwinden. Die Neue Weinsteige gehört nur noch den Autos – oder Radfahrern, die das Risiko lieben. 

Ist immer wieder spannend, was  Leserinenn und Lesern des „Stuttgart-Albums“ zum Schwärmen bringt und zum Erzählen. Jedem fällt was anderes auf. Hat sich mal wieder  bei der Kulturnacht in Feuerbach gezeigt. In der Buchhandlung von Ursula Schairer, Feuerbacher Talstraße 3, sind zwei Wochen lang großformatige Fotos aus dem „Stuttgart-Album Vol. 2“ im Schaufenster (Foto oben von Wolfgang Schönig) und im Ladeninneren ausgestellt. Bei Wein oder Kaffee haben sich viele versammelt, um über das frühere Stuttgart zu sprechen, darüber, was aus der Stadt geworden ist. Der Blick in die Vergangenheit schärft den Blick für die Zukunft. 

 

Bei der Kulturnacht in Feuerbach (von links): Uwe Bogen, die Fotografen Andrea und Wolfgang Schönig, Buchhändlerin Ursula Schairer  Foto: Alina Schairer

Bei der Kulturnacht in Feuerbach (von links): Uwe Bogen, die Fotografen Andrea und Wolfgang Schönig, Buchhändlerin Ursula Schairer
Foto: Alina Schairer

Direkt um die Ecke der Buchhandlung wohnt Wibke Wieczorek, die eine einzigartige Postkarten-Sammlung besitzt. Den Grundstock lieferte der Großvater. Bei Ebay und auf Flohmärkten kauft sie ein, bekommt aber auch Raritäten zugeschickt, seit sie vor einem Jahr damit begonnen hat, ihre Sammlung via Facebook auch beim Stuttgart-Album ins Netz zu stellen. Bei der Kulturnacht  schaute sie in der Buchhandlung Schairer vorbei – und die Anwesenden freuten sich, als sie von ihrer Ansichts-Schätzen  erfuhren.  „Dann sind ja die nächsten Bücher des Stuttgart-Albums gesichert“, meinte einer.

 Andrea und Wolfgang Schönig aus Ditzingen, von denen etliche Fotos im Buch stammen,  denken schon an Band 20 oder so. Sie machen gerade Nachtaufnahmen vom heutigen Stuttgart und baten um Geduld: „Die bekommen Sie aber erst in 30 Jahren.“

 

Das Stuttgart-Album, Band eins und zwei, ist im Silberburg-Verlag erschienen.

 

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