Innen hohl, außen perfekt. Bisher konnte sich jede Schaufensterpuppe auf Traummaße verlassen. Trainiert und athletisch sehen die lebensgroßen Figuren meist aus. Und das, obwohl sie nie Sport treiben. Ihr wohlgeformter Kunststoffleib dient nur einem Zweck. Als Kleiderständer sollen sie den echten Homo sapiens, der auch hohl sein kann, zum Kaufen animieren.
Der Homo schaufensterius verfügt seit dem Jahr 1849, als der Schneider Alexis Lavigne ihn in Paris geschaffen hat, über einen makellosen Körperbau, über eine dünne Taille, einen flachen Bauch und einen knackigen Po. Auch wenn manch eine Schaufensterpuppe ihr Gesicht verloren hat, als Faceless- und Headless-Modell in extravaganten Farbtönen hergestellt wird, ist sie, was die Kleidergröße betrifft, uns Menschen weit überlegen. Was wunderbar an der Puppe im Schaufenster aussieht, wird zur Lachnummer, wenn wir in den Laden reinrennen und uns mit dem Teil im Spiegel betrachten.
Doch nun menschelt es im Puppenreich, und das ist gut so. Die Normalos – sie leben hoch! Sehr realitätsnah, ja fast geknickt, stehen zwei Herren in weißer Feinripp-Unterwäsche in der Jeans-Abteilung von Breuningerland Ludwigsburg. Der eine ist nach vorne gewachsen. Und auch der andere mit der Brille ist kein Adonis. Die beiden Schaupuppenmänner verfügen über Problemzonen, wie sie die meisten Kunden allzu gut kennen.
Der Ludwigsburger Journalist Boris Mönnich hat das Foto gemacht und sich gefreut über „Schaufensterpuppen, die endlich mal wie normale Menschen aussehen“. Männer nehmen so was hin und amüsieren sich. Wohl keine Frau ließe sich zum Kauf animieren, würde man eine Puppe mit Hängebrüsten aufstellen.
Schaufensterpuppen haben stets den Zeitgeist gespiegelt. Während in den 1960ern Twiggy-Puppen mit schmalem Körper und großen Kulleraugen beliebt waren, dominierten in der Aerobic-Ära der 1980er athletische Figuren. Im Laufe der Jahrzehnte nahmen die Modepuppen immer absurdere Maße an, die eher an Barbies und nicht an echte Frauenfiguren erinnern. Im Vergleich zu diesen Figuren wirkten selbst Models dick.
Die Nobody-is-perfect-Botschafter vom Breunigerland sind Hingucker. Sie werden wahrgenommen. Die bisher üblichen, viel zu schönen Puppen mit Gardemaß sorgen nicht mal mehr für neidvolle Blicke – man sieht an ihnen vorbei.
Die Botschaft kommt an: Hier gibt’s Jeans für jeden – und wenn es sein muss, mit der