Muss man sich das antun mit Facebook-Posts und was für Wirbel die auslösen können? Ja, manchmal muss man es! Habe sehr viele persönliche Nachrichten zum Stuttgarter Tampon-Gate bekommen – durch die Bank Zuspruch! Am Sonntagabend war ich bei der Geburtstagsfeier im Jigger & Spoon, auch da bin ich mehrfach (mindestens fünfmal!) auf meine Reaktion in dieser Sache angesprochen worden. Hab nur Zustimmung und Lob gehört. Danke dafür, dass mir so viele den Rücken stärken! CDU-Mitglieder waren darunter, denen vor allem gefallen hat, dass ich an Manfred Rommel erinnert habe, der für Toleranz in dieser Stadt gestanden hat.
Liegt’s an fehlenden Informationen? Bei der Vorstellung der ersten Fotos und des Coverentwurfs für unser Buch über das bunte Stuttgart war OB Frank Nopper im @friedrichsbauvariete dabei, hat sich, wie wir fanden, mit queeren Menschen vielversprechend ausgetauscht. Auch sein Statement für das Vorwort des Buches, das er mit anderen geschrieben hat, ist Klasse. Hier sein Text in unserem Buch:
„Stuttgart ist eine Stadt des guten Miteinanders, in der unterschiedliche Lebensformen, Lebensstile und Lebensentwürfe ihren Platz haben. Stuttgart ist eine Stadt der wechselseitigen Akzeptanz und des wechselseitigen Respekts. Die sechs Farben der Regenbogenfahne stehen für Leben, Gesundheit, Sonnenlicht, Natur, Kunst, Harmonie und Geist. Lassen Sie uns mit der Regenbogenfahne den Geist der Harmonie und den Geist der Solidarität in unserer Stadt stärken!“
Und nun? Bei seinem Post über die Tamponspender ist von „wechselseitiger Akzeptanz“ und „wechselseitigem Respekt“ leider nicht viel zu spüren. Den „Geist der Harmonie und den Geist der Solidarität“ lässt er vermissen.
Womöglich liegt es daran, dass er zu wenig weiß über die Lebensgeschichten von trans*Menschen, über die Diskriminierungen, denen sie ausgesetzt sind, über ihre oft extrem schwierigen Lebenswege. Deshalb schlagen wir Ihnen, Herr Nopper, vor, unser Buch zu lesen. Dann sehen Sie manches vielleicht anders. Wir werden Ihnen das Buch zukommen lassen oder persönlich überreichen.
Man kann tatsächlich der Meinung sein, dass die Stadt nicht die Hygieneprodukte ihrer Bürgerschaft finanzieren muss. Der Gemeinderat hat aber anders entschieden, auch mit den Stimmen der CDU. Ein Wesen der Demokratie ist, dass wir Mehrheitsentscheidungen akzeptieren. Hab am Freitag bei der Möbelwagen-Feier das Männerklo im Rathaus aufgesucht. Der kleine weiße Kasten hätte niemanden gestört, hätten nicht Herr Nopper und der CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander Kotz das Fass für so viel Hass aufgemacht. Alle in Stuttgart, die das Erbe von Manfred Rommel für Toleranz in dieser Stadt bewahren wollen, müssen sich dagegen stellen, damit nicht alles noch schlimmer wird. Leider werden in der Gesellschaft, wenn nicht alles rund läuft, Sündenböcke gesucht. Es sieht leider danach aus, dass wegen Posts wie von Herrn Nopper und Ihnen, auch wenn Sie das bestimmt nicht wollen, Trans*Menschen zu Sündenböcken gemacht werden. Die Rechten werden Ihnen danken. Doch hoffentlich die Mehrheit (bestimmt auch viele aus der CDU, ich weiß, dass es auch in Ihrer Partei viel Kritik an den Tampons-Kommentaren von Ihnen und Herrn Nopper gibt) macht weiter im Sinne von Rommel – für ein tolerantes Stuttgart, in dem die bunte Vielfalt uns alle reicher macht!