Da biste von den Socken! „Eine Zeitung kann nur so gut sein wie die Köpfe, die sie machen“, schreibt „Kontext“ über sich, „sie braucht Journalist*innen, die ihr Handwerk verstehen.“ Wie wahr! Und dann beherrscht der Gründer einer Wochenzeitung, die alles besser machen will, mit seinen 72 Jahren nicht mal das journalistische Einmaleins. Also, Zeigefinger erheb‘ dich! Jeder Volontärin und jedem Volontär wird eine Lektion gleich am Anfang erteilt: Wenn du Dinge über einen Menschen schreiben willst, die diesen in ein schlechtes Licht führen können, musst du auch sein Statement einholen. „Kontext“ hat’s bei mir nicht getan.
Der OB von Stuttgart, schreibt „Kontext“, bespricht seine Agenda am liebsten mit Uwe Bogen, mit der „personifizierten Lebenslust“. Lebenslust ist gut, danke lieber Kollege, aber was da sonst steht, ist leider nicht so lebenslustig, weil völlig falsch. Herr Nopper hat mich, auch wenn „Kontext“ anderes behauptet, bisher kein einziges Mal in Sachen Agenda einbestellt. Nicht mal angerufen hat er mich, um sich von mir beraten zu lassen, obwohl mir doch diese Bedeutung und Macht unterstellt wird. Liebe „Kontext“-Redaktion, da habt ihr einen klassischen Fall von „Fake News“ hinbekommen!
Sollte mir im Grunde egal sein, wenn „Kontext“ doch nicht so seriös ist, wie die Zeitung ihren Unterstützenden erklärt. Bisher hat mich nur eine einzige Reaktion zum besagten Artikel erreicht. Sonst rührt sich immer wer aus meinem Netzwerk, wenn es um mich irgendwo geht. Lesen etwa so wenige „Kontext“? Eigentlich wollte ich nicht reagieren darauf. Doch ein Kollege, der schon viel erlebt hat, sagt, Rufschädigung dürfe ich nicht durchgehen lassen – schon gar nicht bei einer Zeitung, die den Eindruck erwecken wolle, als gehöre der gute Journalismus in Stuttgart nur ihr .Ob die nicht wüssten, fragt ein Freund, dass ich Herrn Nopper regelmäßig mit meiner Berichterstattung ärgere, besonders auch mit meinem privaten Äußerungen zu seinen Fehlern in Sachen Vielfalt und queeres Stuttgart?
Der Kumpel meint, ich müsse mich wehren. Nein, nein, nein, hab ich ihm gesagt, sollen doch alle schreiben, was sie wollen. Die digitale Welt ist voller Hass, bösartiger Häme und falschen Behauptungen. Da mach‘ ich nicht mit. Immerhin hat der „Kontext“-Redakteur mittlerweile seinen Fehler eingeräumt und mir versprochen, seinen Artikel um meine Sicht der Dinge zu ergänzen. Dankeschön dafür! Weil sein Versprechen noch nicht durchgeschlagen hat, stell wenigstens ich diesen Text mal online.
Bei nächster Gelegenheit könnte der Kollege den „Gesellschaftsreporter“ gleich noch streichen, denn diese Bezeichnung trifft’s bei mir nicht. Schwerpunkte meiner Arbeit sind Stadthistorie, Stadtleben und Stadtkultur. Der rote Teppich kommt selten vor, wenn aber doch, ist’s gut so. Die Kulturschaffenden haben es verdient, dass man über ihre Premieren schreibt, weil Kultur für Stuttgart wichtig ist. Dieser Was-für-ein-Kleidle-trägt-sie-Klatschquatsch langweilt mich sowieso nur. Einmal die Woche erscheint meine Kolumne „Schauplatz“, die sich zuletzt mit der Ice-Challenge fürs Kinderhospiz befasst hat, mit Solidarität und menschlicher Wärme gegen die Kälte von Herzen, die Woche davor mit der Abschiedsparty eines 80er-Clubs in einem Abrisshaus, also mit dem Älterwerden und dem Umgang damit – bei diesen Veranstaltungen ist die Society der Stadt gar nicht aufgetaucht. Der Begriff „Gesellschaftsreporter“ ist also falsch.
Journalist*innen leben in harten Zeiten, da sich Print im digitalen Wandel nach und nach verabschiedet. Unentwegt werden Stellen in Redaktionen abgebaut, immer weniger Kolleg*innen sollen immer mehr Stoff liefern. Über die Lehren daraus sollten wir Journalist*innen reden und uns nicht untereinander verleumden. Ist nicht nötig, gegen alles zu schießen, was aus dem Pressehaus kommt, da hocken nicht eure Feinde, auch wenn sich’s so liest, was Ihr oft mit einer Fülle an Fehlern über uns schreibt. Werde das dem Kollegen Freudenreich erklären bei unserem Treff. Hab mit ihm vereinbart, dass wir uns im neuen Jahr zusammensetzen, um zu erörtern, was wir für ordentlichen Journalismus tun können. Muss ihn aber leider enttäuschen, wenn er sich aufs Trojanische Pferd von Noppers Gnaden aus dem Pressehaus freut. Bin doch nicht so mächtig, wie er denkt. Schade eigentlich. Vielleicht wird’s ja noch, wenn mich „Kontext“ weiter hochschreibt.