Recherche macht Spaß, vor allem, wenn man dafür viel rumkommt. Bin gerade mit dem Patrick Mikolaj unterwegs. Wir schreiben zusammen ein Buch, womit die Frage beantwortet wäre, die mir immer wieder gestellt wird. „Machst du noch eins?“ Wir sind dran!

Was für ein Buch es genau wird, ist noch geheim – so geheim, wie vieles in Stuttgart ist. Und dem sind wir auf der Spur! Deshalb haben wir einige Fragen dem Jörg Mink gestellt, der seit 15 Jahren Gastronom auf Schloss Solitude ist. Sein Sohn Jan Mink hat das Beweisfoto gemacht.

Fürs Buch hab‘ ich auch den Knausbira-Weg gesucht und gefunden. Der startet am Hedelfinger Bezirksrathaus, an dem eine Knausbira hängt. A Knausbira ist nicht nur der Name einer heimischen Birnensorte, auch die Eiinwohner von Hedelfingen werden so genannt. Der Rundweg führt an ehemaligen Weinbergen vorbei, also an historischen und verfallenen Mauern. Hier könnte man ein Remake von „Dornröschen“ drehen – so zugewachsen und verwunschen sind etliche Pfade und Weinberghäuschen. Stuttgart ist dörflicher, als viele Touristen ahnen. Und Stuttgart kann großartige Aussichten bieten.

Einst dominierten Rebstöcke die Stadt so sehr, dass der Wein billiger war als Trinkwasser. „Wenn man in Stuttgart nicht einsammelte den Wein, würde die Stadt in Wein bald ersäufet sein“, hat im Mittelalter ein Weinkenner notiert. Über 80 Prozent der Fläche von Stuttgart diente in grauer Vorzeit dem Wein. Der Dreißigjährige Krieg hat hier bis zu drei Viertel der Weinberge vernichtet. Der Wein geriet in Konkurrenz zu Bier und Most. Reblaus und Pilzkrankheiten vernichteten große Beständen der Rebflächen.
1825 ist deshalb die „Gesellschaft für die Weinverbesserung in Württemberg“ gegründet worden. Mit der zunehmenden Industrialisierung ging die Bedeutung des Weinanbaus immer weiter zurück. Viele Jahrzehnte später half die Rebflurbereinigung, wirtschaftliches Arbeiten auch in steilen Lagen zu ermöglichen.

Der Trollinger war der Hit und wurde zum Inbegriff des schwäbischen Viertele. Auch das ist schon eine Weile her. Längst überraschen Jungwinzer mit neuen Ideen! Der Anbau konzentrierte sich auf Hänge, die großen Ertrag versprachen – wo dies nicht der Fall war, sind Schrebergärten entstanden, hat sich die Natur mit Wildwuchs alles zurückerobert oder hat der Wengerter seine halbe Höhe an Villenbauer teuer verkauft.

Der Knausbira-Weg führt am Katzenbach vorbei – und an einem geheimnisvollen, fast versteckten Lost Place. Seit Ende der 60er befindet sich zwischen Hedelfingen und Lederberg der älteste Tierfriedhof von Stuttgart. Etwa 100 Tiere liegen hier. „Wegen wasserrechtlichen Problemen in Verbindung mit dem Katzenbach“ hat die Stadt den Tierfriedhof im Jahr 2016 stilllegen lassen. Aber noch immer brennen Kerzen an den Gräbern. Tierliebe hält ewig. Und Stuttgart-Liebe auch.

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