Keiner rollt das R so schön wie sie: Der Wirtin Laura Halding-Hoppenheit, einer  Streiterin für Toleranz,  wird ein cineastisches Denkmal gesetzt. Der Film „Laura – Das Juwel von Stuttgart“ von Rosa von Praunheim hat am 1. Dezember im Cinemaxx Premiere. Ich durfte ihn vorab auf DVD sehen.

In dem Film spricht sie offen  über ihren ersten Sex mit 17,  erwähnt eine Abtreibung als Studentin,  erzählt, wie sie für einen schwulen Mann die erste und letzte Frau war (siehe Foto oben)  – nur bei einem Thema blockt  die Wirtin, Kämpferin gegen Aids, Bundesverdienstkreuzträgerin und Linken-Stadträtin Laura Halding-Hoppenheit  ganz entschieden ab. Ihr Alter ist  tabu!

 „Wenn der Rosa in dem Film mein Alter genannt hätte, wäre er jetzt tot“, sagt die gebürtige Rumänin,  deren rote Haare für Stuttgart das sind, was Udo Lindenbergs Hut für die Nation ist: ein Statement.

Erst zum 100. Geburtstag will Laura, wie sie von der halben Stadt  genannt wird,  herausrücken mit ihrem  Alter. Bis dahin fühlt sie sich jung genug, für Toleranz zu streiten,  für   viel  Spaß   und  wenig „Horrrror“ einzutreten,  wie sie das mit rollendem R  furchterregend sagen kann.

 

Laura beim CSD

Laura beim CSD

Das Alter von  Rosa von Praunheim, der mit Fördergeldern der Medien- und Filmgesellschaft des Landes  den 55-minütigen Dokumentarfilm „Laura – Das Juwel von Stuttgart“ gedreht hat, der am 1. Dezember, am Welt-Aids-Tag, im  Cinemax im Bosch-Areal Premiere feiert,  ist bekannt: Der Berliner   macht kein Geheimnis daraus, dass er schon jetzt   seinen   75. Geburtstag  in drei Jahren vorbereitet.  Auf die Frage, wie er sich jung hält, lautet  seine Antwort:   „Mit viel Sex.“

Wahrscheinlich gibt es noch ein weiteres    Mittel.  Von Praunheim dreht wie besessen Filme, als würden seine Lebensgeister ausgeknipst, sobald er nicht mehr mit der Kamera unterwegs ist. Nach 150 Filmen plant er den nächsten Coup: Im  kommenden Februar will er mit „Härte“, einem Drama über einen Spitzensportler und sexuellen Missbrauch,    die Jury der Berliner Filmfestspiele überraschen.

Weit von Härte entfernt ist die Liebeserklärung an Laura, die der  Regisseur  auf die Leinwand bringt. Feinfühlend  zeichnet er das Porträt einer Frau, die in Rumänien einen tyrannischen Vater ertrug,   die Gefallen fand an der Disziplin  einer kommunistischen Erziehung und  die beim Studium in Hamburg den Vater ihrer beiden Kinder kennenlernte,  einen  Chefredakteur.   In den 1970ern zog sie mit ihm in eine tolle Villa  nach Stuttgart. Dort wollte sich das Spießerglück für sie nicht einstellen. Wohl fühlte sie sich abends mit schwulen Künstlern.   Nach der Trennung von ihrem Mann verlor Laura ihren goldenen Käfig. Fortan  musste sie  selbst Geld verdienen, weshalb sie in der Schwulendisco Kings Club   zu jobben begann. Nach wenigen Jahren war sie Chefin.

Noch immer hat sie die Titelseite des „Spiegels“ von  1982 vor Augen, auf der zum ersten Mal  Aids  ein Thema war.     Eine „Schwulenseuche“ schien  sich auszubreiten. Im  Kings Club wurde Aids drastisch buchstabiert: „Ab in den Sarg“.

 Für Laura begann ein neues Leben – ein  Kampf gegen die Krankheit, die ihr viele Freunde nahm. Ausführlich spricht sie in dem Film darüber – ein anderes Thema indes  kommt nicht vor.  Als  von Praunheim  1991   Promis wie Alfred Biolek und Hape Kerkeling outete, war die  „Mutter der Schwulen“ strikt dagegen.

Aber das ist lange her. Jetzt können Laura und Rosa, zwei Veteranen der Bewegung,  stolz zurückblicken auf das Erreichte. Bei der   Filmpremiere am 1. Dezember wollen sie mit  Lilo Wanders und Romy Haag feiern sowie mit vielen Szenegängern.   Laura hat auch alle   Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats eingeladen. Nur Horrrrror nicht – den Schauspieler Helmut Berger, der jahrelang bei ihr in Stuttgart lebte. Für die Vorstellung  gibt es nur noch wenige Karten. Wer nicht dabei sein kann: Es wird bestimmt nicht Lauras letztes Fest. Das soll ja  erst ihr Hundertster  werden, also so  etwa in 40 bis 50 Jahren!

Laura mit Horrrror Helmut Berger

Laura mit Horrrror Helmut Berger

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