Gute Buchhändler sind wahre Entertainer! Die Macher des Stuttgart-Albums, die nach dem großen Internet-Erfolg nun das gleichnamige Buch vorgelegt haben, erlebten dies zum Start der Aktion „Ich bin ein Buchhandlungsretter“ am Mittwoch in Stuttgart. Die Autoren (auf dem oberen Foto von links) Manuel Kloker, Thomas Wagner und Uwe Bogen wollen beweisen, dass Online und Print keine Feinde sein müssen, sondern sich gegenseitig bereichern können. (mit auf dem oberen Foto: die Möhringer Buchhändlerin Sabine Braun).
„Wir haben Buchhändler mit großer Leidenschaft getroffen“, berichten die Autoren nach ihrer Tour, die sie in sieben Stuttgarter Buchhandlungen geführt hat. Für viele sei es völlig normal, zwölf Stunden am Tag zu arbeiten, samstags sowieso. Gleichzeitig gehe der Verdienst seit Jahren zurück, weil die Online-Konurrenz immer größer werde. Derzeit gibt es in Baden-Württemberg nur noch 600 Buchhandlungen – 300 weniger als vor drei Bücher.
„Bücher muss man anfassen, drin riechen, in ihnen blättern“, finden die Album-Autoren, „am PC gibt’s diesen sinnlichen Genuss nicht. Und die Beratung ist oft großartig.“ Sie rufen dazu auf, ihr Buch und alle anderen Büchern in Buchhandlungen zu kaufen.
In ihrem Buch “Stuttgart-Album” kommen sehr viele Orte vor, die früher in Stuttgart eine große Rolle spielten, die aber nicht überlebt haben. Das Radiohaus Barth, die Lerche, die Buchhandlungen Zweitausendeins und Undercover, das Ausflugsziel Waldhaus – die Liste ist fast endlos. “Viel zu viel ist nur noch Erinnerung”, heißt es in einer Presseerklärung der Autoren, “passen wir auf, dass nicht noch mehr verschwindet, was uns lieb und wertvoll ist.”
Auf äußerst postive Resonanz ist die Aktion bei den Buchhändlern gestoßen. „Auf einen Buchhandlungsretter warten wir schon lange“, war zu hören. Die Autoren, die Flyer und Buttons verteilten, erklären: “ Es ist zwar einfach, Bücher online zu bestellen, aber wir lieben es, Buchhandlungen zu besuchen, in denen man so viel entdecken kann.”
Unterstützt wird die Aktion von Titus Häussermann, dem Verleger des Silberburg-Verlags, in dem das Stuttgart-Album erschienen ist. „Aus der tollen Facebook-Seite Stuttgart-Album ist jetzt ein wirkliches Face-Book geworden, ein Buch über das Gesicht und die Gesichter unserer Stadt”, erklärte Häussermann, der Vorsitzender des Verlegerausschusses im Landesverband Baden-Württemberg des Deutschen Börsenvereins ist. Zu Stuttgart müssten auch in Zukunft “die großen und kleinen Buchhandlungen gehören, die Wohlfühlorte sind und frischen Wind ins Kulturleben bringen”. Der Appell des Verlegers: “Deshalb sollte jeder, der mit Büchern etwas anfangen kann, zum Buchhandlungsretter werden.”
Seit Ende September 2012 ist das Stuttgart-Album online und erreicht in der Woche bis zu 63.000 Besucher. Dank der Beiträge und Fotos sehr vieler Nutzer des Internet-Projekts, aus dem heraus sich das 160-seitige Buch im Silberburg-Verlag entwickelt hat, entstand ein vielfältiger Blick auf die jüngere Vergangenheit Stuttgarts – auf das, was die Menschen vermissen, was schief gelaufen ist und auch auf das, von dem die Stadt bis heute profitiert. Das Buch ist mit wattiertem Einband erschienen, der für ein echtes Fotoalbum-Gefühl sorgt.
Der Autor Uwe Bogen erzählt in dem Buch Geschichten aus mehreren Jahrzehnten, der Fotograf Thomas Wagner liefert faszinierende Stadtansichten, und der Designer Manuel Kloker hat das Stuttgart-Album zu einer Fundgrube gestaltet für alle, die Stuttgart lieben.