Wer gut ist, hat’s schlecht. Ganz schnell kann es passieren, dass man für heroische Taten, Hilfsbereitschaft oder für den Aufruf zu Spenden und Toleranz als „Gutmensch“ verunglimpft wird. Eine sprachkritische Jury hat gerade den „Gutmenschen“ zum Unwort des Jahres erklärt. Und wieder mal ist Stuttgart einen Schritt weiter. Bei uns gibt’s bereits den „Schlechtmenschen“!
Unweit des Neckartors, das zum bundesweiten Synonym für Schmutz, Feinstaub und ständige Staus geworden ist, hat der frühere Wirtschaftsredakteur Philipp Scheffbuch gerade einen Laden mit dem Namen „Schlechtmensch“ eröffnet. Es könnte sein, dass sich „Gutmenschen“ für seine fair gehandelte Mode interessieren. Doch mit der Umdrehung des Begriffs sorgt der Ex-Journalist dafür, dass man über Wortwahl und die Wirkung von Wörtern nachdenkt. Der „Schlechtmensch“ am Schaufenster ist ein Hingucker. Wer ehrlich ist, weiß, dass wir alle Gutes und Schlechtes in uns tragen. Wenn „Gutmensch“ ein Schimpfwort ist – ist dann „Schlechtmensch“ ein Lob?