Sagt sie: „Dein Hosenstall ist offen.“ Antwortet er: „Ich weiß, ich hab’    Bereitschaft.“ Wenn  Hosentüren in johlenden Festhallen offen  besprochen  werden, sind wir mittendrin  in den tollen Tagen.

Davor drückt sich  selbst  eine Narrenlegende   wie  der Donzdorfer Ignaz Dipfele alias Roland Hölldampf nicht,   der seit über 50 Jahren auf den närrischen Bühnen des Südwestens zu Hause ist.   In seinem Alter, ließ er    bei  der  „Schwäbischen Fasnet“ wissen, die das SWR-Fernsehen live aus der Narrenhochburg   Donzdorf gesendet hat,  zählten  offene Hosenställe aber  nicht zu den vorrangigen Problemen –  wo doch dahinter   nur Tote ruhten. Aber trotzdem müsse man aufpassen. Es  werde halt immer mehr geklaut. Tätätätä.

Könnt Ihr über solche Späße lachen?   Rheinländer meinen, das Land der Schwaben sei eine  Diaspora des Frohsinns. Falls unsere Freunde aus Köln  recht haben – wobei wir Rheinländern prinzipiell niemals recht geben –, weiß keiner,   ob unser mangelndes Schunkeltalent  gar  auf die   Obernarren    auf den Bühnen zurückzuführen ist, weil die  nicht lustig genug sind,  oder ob uns selbst die größte Witzkanone nur schwer in Stimmung bringen kann, weil wir von Natur aus  Spaßbremsen sind. 

Wie gut die  schwäbische Fasnet ist? Außenstehende können sich  bei der jährlichen TV-Übertragung ein Bild davon machen. Daheim auf dem Sofa ist das  so,  wie wenn du im Wasenzelt  nur Mineralwasser trinkst, während die anderen Bierkrüge leeren und  über Dinge lachen, die du nicht verstehst.

Moderation: Michael Gutwein Elfriede Schäufele

Frl. Wommy Wonder als Elfriede Schäufele in der SWR-Sendung „Schwäbische Fasnet“ Fotos: Kluge/SWR

Aber immer mehr schauen sich  die schwäbische  Narren-Vollversammlung  im Fernsehen an.  Gut, im Quotenvergleich  mit den Franken gehen unsere Landsleute  noch immer  unter. Mit einem Marktanteil von 47,2 Prozent in Bayern  hat  die TV-Prunksitzung „Fastnacht in Franken“  erneut eine  herausragende Zuschauerresonanz erzielt. Die „Schwäbische Fasnet“ ist  am  Sonntag aber auf einen  Marktanteil von 10,8 Prozent gekommen, was  der SWR als  großen  Erfolg wertet.  Acht Prozent waren die Zielvorgabe.

Zuerst die gute Nachricht: Witze über Flüchtlinge sind  in der schwäbischen Fasnet verpönt. Man weiß, was sich gehört, auch wenn man mal wieder  unter die Gürtellinie rutscht.  Und jetzt die nicht so gute:  Wahlkämpfer  lachen umso   übertriebener, je näher die Kamera  ihnen auf die kostümierte Pelle rückt.  CDU-Herausforderer  Guido Wolf kam als Edelmann des  Mittelalters, SPD-Spitzenkandidat Nils Schmid als Cowboy.  Von all den prominenten Herren  hat Frl.  Wommy Wonder nichts mitbekommen, das  als Putzfrau Elfriede Schäufele  („Ein Hoch auf die Kehrwoch“) seinen  Einstand bei der Fasnet-Livesendung gab.  Geblendet von den Scheinwerfern sah Wommy „nichts“, sie musste  „für die Kamera“ spielen,  „an den Leuten vorbei in die Linse schauen“.

So spontan wie sonst durfte die Schäufele nicht sein, sondern musste jeden Schritt  so tun, wie sie  ihn beim Durchlauf  am Nachmittag einstudiert  hat. Hinter den  Kulissen, berichtet die Travestiekünstlerin, habe eine „geniale Atmosphäre“ geherrscht. Begeistert war sie „von der Kameradschaft  der Künstler untereinander“.  Die Halle sehe im Fernsehen viel größer aus, als sie in Wahrheit ist.

Wommy war eine der wenigen Profis unter vielen   Bühnenamateuren.   Im Netz wird sie groß gefeiert.   Nachdem die Bronweiler Weiber fehlten,  haben  die heimischen Fasnetfreunde    einen neuen Star.

Die Schäufele, die in   Rock und  Kittelschürze kam,   hat einen Vorteil: Gedanken über die Offenheit ihres Hosenstalls muss sie sich nicht machen. Sie hat  koinen. 

Weil  eine Putzfrau in den tollen Tagen  umjubelt wird,  können wir beruhigt sein: Die schwäbische Fasnet bleibt  sauber.

Ihnen gefallen bestimmt auch meine

weitere Posts